Das mit dem Reim ist wirklich Scheise. Du mußt jeden Dreck behaupten, nur damit sich's reimen tut. Deshalb hat man Anfang des 20. Jahrhunderts das reimlose Gedicht mit freien Rhythmen erfunden. Nunmehr konnte jeder Depp dichten und so gut wie jeder Depp tat es dann auch. Ich nenn jetzt keine Namen, nicht daß es noch heißt, ich hätte wen beschimpft.

Ein alter Schulfreund von mir, der es später als Piano-Paul zu einiger Bekanntheit gebracht hat, hat 1968 im zarten Alter von 18 Jahren folgendes Gedicht zum Thema geschrieben:

3 gegen sacramento

.

glaubst du daß

kleinschreibung und

seltsam gefügte

zeilen den ruf

meiner seele zur

deinen

tun?

.

hoffst du auf

das blutleere grau

eines gesichtes

das dich

sieht?

.

denkst du -

magie des wortes?

ein zitternder kelch

ein kreiselndes ei

elektrisierend

den einen oder

den keinen

.

Ich lobe mir den braven Mann,

Der heutzutag' noch reimen kann!

.

Ob die Lyrik des 20. Jahrhunderts nur eine Form von Faulheit ist? Oder Feigheit vor dem Reim?

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