In meinen Kursen für alkoholauffällige Kraftfahrer komme ich irgendwann an den Punkt, wo ich ihnen sage: "Entgegen anderslautenden Gerüchten ist Liebe - zu einem Menschen, zu einem Tier, einem Ding - meßbar. Liebe kann man messen oder zumindest recht gut abschätzen. Ein sehr brauchbarer Maßstab für Liebe sind die Mühen, Entbehrungen, Risiken, die einer für das geliebte Objekt auf sich nimmt. Wegen einer Liebelei wechselt keiner Arbeit oder Wohnort, während er für die große Liebe seines Lebens durchs Feuer geht."

Weil es bei den Kursen um das Thema "Alkohol am Steuer" geht, fahre ich dann fort: "Um nicht auf den Genuß großer Mengen Alkohol verzichten zu müssen, setzen die notorischen Trunkenheitsfahrer - und Zwei-Promille-Fahrer sind immer notorische Trunkenheitsfahrer - Leben und Gesundheit, Auto und Führerschein und möglicherweise auch ihre berufliche Existenz aufs Spiel. Kein Mensch, dem Alkohol wenig bedeutet, wird trinken, obwohl er weiß, daß er noch fahren muß. Dem Trunkenheitsfahrer dagegen ist der Alkohol die Große Liebe seines Lebens."

Eine Skala, auf der ich dann eintragen kann "7,9 Lib" (auf der nach oben offenen Libidoskala) gibt’s freilich nicht. Aber als Psychologe ist man Kummer eh gewohnt. "Nasty little subject, all one cares to know lies outside", sagte einst William James, einer der Begründer der wissenschaftlichen Psychologie, über sein Fach.

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sisterect

sisterect bewertete diesen Eintrag 06.09.2023 17:46:12

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