Die politische Ökonomie der Ehe

Friedrich Torberg schreibt in seinem Buch "Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten" über die Ehe als solche: "Als im Hause ruchbar wurde, daß Harry Klepetář, einer der jüngeren politischen Redakteure, vor der Verehelichung stand, öffnete sich plötzlich die Türe zu seinem Zimmer, Dr. Keller steckte den Kopf herein und sagte:

»Sie heiraten, Klepe? Sie werden sich wundern!«

Damit schloß er sowohl die Türe als auch die Gratulation. Was nämlich seine eigene Ehe betraf, so schien sie nicht gerade eine Liebesehe zu sein. In einem jener Selbstgespräche, zu denen er sich gelegentlich in ein Redaktionszimmer verirrte, hatte Dr. Keller errechnet, daß angesichts des finanziellen Aufwands, den seine Gattin ihm abverlangte, und angesichts der Seltenheit, mit der er seine Ehe konsumierte, jede Konsumation ihn ungefähr 20.000 Kronen kostete; das aber, so befand er, sei zu viel und lasse ihn zweifeln, ob die Ehe als eine sinnvolle Institution zu betrachten sei."

Der Franze formuliert denselben Sachverhalt natürlich viel brutaler: "Der Franze hat gsagt, wenn er mit einer Schnepfen zweimal groß ausgehen muß, eh er sie flachlegen kann, dann, sagt er, käm ihm der Puff billiger."

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