Die Lebenserfahrung, diese Wissenschaft nach Hausmacher-Art, lehrt die von ihr Befallenen, daß es nicht die gänzlich neuen, für alle völlig überraschenden Nachrichten und Erkenntnisse sind, die aufgeregten Wirbel verursachen, einen richtig schönen Skandal nach sich ziehen.

Verblüffende Neuigkeiten machen uns allenfalls staunen, wirkliche und nachhaltige Empörung hingegen lösen fast ausschließlich jene Tatsachen aus, die jedermann längst bekannt sind, die lediglich von irgend Jemandem irgendwann einmal ausgesprochen werden.

So wie im Kabarett, in der Komödie die Leute am lautesten und nachhaltigsten über jene Witze und Pointen lachen, die sie bereits kennen, bzw. deren Kommen von weitem her absehbar war.

Man denke auch an den Fall eines längst verstorbenen bayerischen Spitzenpolitikers, dessen private und politische Dubiositäten jedermann seit Jahrzehnten bekannt waren, deren posthume "Enthüllung" dann merkwürdigerweise enormen Wirbel verursachte und dem Enthüller fast eine Anklage wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener einbrachte.

"Der Lindinger Opa, da kannst nix gegen den sagen." - Das war jetzt eine Verglimpfung des Andenkens Verstorbener.

Falls jemandem die Eingangssätze dieses Blogbeitrages bekannt vorkommen, so hat er sie wahrscheinlich vor wenigen Tagen erst in einem anderen Blogbeitrag von mir gelesen. Irritierenderweise habe ich sie dort George Bernard Shaw zugeschrieben (1). Das war natürlich gelogen, da hat wieder mal das reziproke Plagiat zugeschlagen.

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(1) Erfundene oder nicht mehr recht zuordenbare Zitate stammen, wenn nicht von Shaw, dann von Oscar Wilde, Mark Twain oder Georg Christoph Lichtenberg. Zur Not gehen auch Luther oder Seneca.

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