Ein Schulfreund von mir wurde einst in München von einem Amerikaner angesprochen, der vorsichtshalber - auf Englisch, versteht sich - erstmal fragte, ob mein Freund Englisch spreche. Er bekam in bestem Oxford-Englisch die Auskunft: "No Sir, I can't speak English." Dabei wollte er ihn gar nicht verarschen, die Antwort kam spontan, er fühlte sich nur nicht kompetent genug mit seinen Englischkenntnissen. Ich glaube aber, er hat dann doch noch gerafft, daß er nicht schnell mal Shakespeare übersetzen soll, sondern lediglich den Weg zur Soundso-Straße erklären soll.
Obwohl... Eine Shakespeare-Übersetzung wäre für ihn wahrscheinlich leichter gewesen. Shakespeare übersetzen, Hemingway lesen haben wir 8 Jahre lang in der Schule gelernt, kein Problem. Aber irgendwo in Schottland ein Kneipengespräch über die Herstellung und den Konsum von Whisky führen... vergiß es. Die Thronrede der Königin verstehe ich, das wohl, einer Parlamentsdebatte aber kann ich bis heute nicht oder nur in verstreuten Bruchstücken folgen. I understand it not, zefix. Ich bin nicht in der Lage, aus dem Geräuschteppich eines sprechenden Engländers sinnvolle Wörter herauszufiltern, Von einem Amerikaner will ich gar nicht erst reden. Was die USA betrifft, so kann ich nicht mal der Thronrede von König Donald I. folgen, geschweige einem Cowboy aus Wyoming.
Ich dachte jahrelang, das läge daran, daß ich nie in meinem Leben auch nur einen Tag lang in einem englischsprachigen Land verbracht habe. In Bayern war der amerikanische Soldatensender AFN auf Mittelwelle sehr gut zu empfangen, immer wieder habe ich mir vorgenommen, da mal reinzuhören. Ich hab's nicht mal geschafft, mir die Hörspielreihe "Gunsmoke" (auf deutsch lief das im Fernsehen unter dem Titel "Rauchende Colts" bis zum Ende anzuhören. Klassenkameraden lernten fleißig das gesprochene Englisch, weil sie Texte der Rolling Stones, von Bob Dylan und Johnny Cash verstehen wollten. Mir ging diese Art von Musik voll am Arsch vorbei und tut es noch heute.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Und unsere Englischlehrer am Gymnasium konnten auch nicht so richtig fließend Englisch speaken. Außer die Meier Susi, die hatten wir in den ersten beiden Klassen Gymnasium. Es war 1960, keiner von uns konnte auch nur ansatzweise Englisch, sie aber hat den Unterricht konsequent auf Englisch gehalten. Irgendwelchen Fragen unsererseits auf Deutsch begegnete sie mit der stereotypen Formel "Say it in English, please!" Aber wenn du doch noch kaum einen Wortschatz hast... Huste mal, wenn du keinen Hals hast.
Die anderen beiden Englischlehrer haben wir - diesmal bereits in der Mittel- bzw. Oberstufe - zweimal gebeten, den Unterricht doch auf Englisch zu halten, das ging einen Tag lang gut, am folgenden Tag war wieder business as usual.
Ich war fast 50, als ich anfing, Italienisch zu lernen, mit 50 bin ich dann nach Italien gezogen. Ich dachte, es sei für immer, es wurden dann leider doch nur 10 Jahre. Immerhin.
Nun mußte ich Italienisch lernen und hab's dann auch so weit gelernt, daß ich als Übersetzer vom Italienischen ins Deutsche arbeiten konnte. Nach einiger Zeit war es kein Problem mehr, mich im Gemüseladen verständlich zu machen oder mit Kunden zu telefonieren. Einige haben mich sogar für einen Italiener gehalten (jedenfalls einige Minuten lang, ehe die Wortfindungsschwierigkeiten zutage traten), aber glaubst du, ich hätte einem Gespräch zwischen zwei Italienern folgen können? Ein italienischer Kinofilm, das italienische Fernsehen... irgendwie habe ich fast nie verstanden, um was es in dem Film eigentlich ging. Jetzt wußte ich es: Ich bin einfach dumm.
Letzte Zweifel an meiner Dummheit wurden ausgeräumt, als ich gezwungen war, Englisch zu sprechen. Es ist heut noch so: Ich fange einen Satz auf Englisch an und beende ihn auf Italienisch. Isn't it a jammer? Yes, it is a jammer.
Zum Abschluß noch ein alto popolocanzone aus Italien, eigentlich ja aus Bayern:
Ma oggi è caldo, ma oggi è caldo,
ma oggi è sacramentalmente caldo.
Italiano è così leggero