Ich war nicht wenig schockiert, als ich damals, am 30. Juli 1987, in der "taz" dieses Bild entdeckte. Die "taz" verwendete es dazu, einen Artikel über deutsche Filmkritiker und ihre liebste Themen zu illustrieren. Das Bild bietet sich ja auch als ironischer Kommentar zum Thema an: Ein Haufen dumpfer, stumpfer Männer in einem dumpfen, stumpfen Kino in Erwartung eines dumpfen, stumpfen Films.
Woher aber dann mein schockierte Reaktion?
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Ich hatte ein Bild, das ich mehr als zwanzig Jahre nicht mehr gesehen hatte, sofort wiedererkannt. Als Schüler hatte ich, um mein Englisch zu üben, die Zeitschrift "Life" abonniert, das Bild illustrierte einen Artikel über Rassismus im Süden der USA. Der Mann mit übereinandergeschlagenen Beinen, der sich auf dem Photo gerade aus der Tüte "Red Man" bedient, wurde im Gerichtssaal photographiert, angeklagt des Mordes an drei jungen Leuten, 1964.
"Let's have some Red Man", hatte er gefeixt und so stand es auch unter dem Bild damals in "Life", das während der Anklageverlesung aufgenommen worden war. Hinter ihm sitzen seine Sympathisanten (oder Mittäter) und alle sind sich ganz unheimlich sicher, daß ihnen nichts passieren wird, daß sie auf jeden Fall freigesprochen werden. So, wie es dann auch gekommen ist.
Der Mann war übrigens Sheriff.
Zur Vorgeschichte des Bildes: Im Juni 1964 waren drei junge Männer - ein Schwarzer und zwei Juden - in den Bundesstaat Mississippi gereist, um dort Neger über ihre Wahl- und Bürgerrechte aufzuklären. Mitglieder des Ku-Klux-Klans lockten sie unter Mithilfe konspirierender Polizeibeamter in einen Hinterhalt und ermordeten sie.
Das ist gerade mal 56 Jahre her. Damals waren die USA mitten im Vietnamkrieg, an der Heimatfront kamen deutlich mehr US-Amerikaner durch Schußwaffen um als in Vietnam. Chicago und New York waren damals ein weitaus gefährlicheres Pflaster als Saigon. Im Gegensatz zu Saigon befinden sich Chicago und New York immer noch und mehr denn je im Bürgerkrieg.
Dieses Photo ist eines der obszönsten Bilder, die ich je gesehen habe.