Wenn du einen Hund hast, dann möchtest du ihn einigermaßen im Griff haben, denn ansonsten hast du nur Geschiß mit ihm. Wenn dieser Hund in etwa so groß ist wie ein Deutscher Schäferhund (aber natürlich viel, viel schöner, jetzt sag mal selber), dann ist es doppelt wichtig, daß er deinen Anweisungen folgt, denn so ein Hund wirkt auf Fremde schon auf Grund seiner schieren Größe bedrohlich.
Damit er dir folgt, mußt du ihn erziehen und um ihn zu erziehen, mußt du immer wieder mal seinen Gehorsam erzwingen. Gut, ich rede viel mit ihm, ich argumentiere brillant und meistens sieht er dann auch ein, daß bestimmte Sachen nicht gehen, aber halt nur meistens.
Eine Zeitlang mußte ich ihn an einem 30 Meter langen Seil halten, denn der Wald ist nah, das Grundstück nicht eingezäunt und im Wald da sind die Jäger (1). Wie er es geschafft hat, weiß ich nicht so genau, Fakt ist, Hemul, der Ausbrecherkönig, hat es geschafft, sich immer wieder mal aus dem Halsband und sogar aus dem Geschirr herauszuwinden und auszubüxen.
Wieder eingefangen mußte ich ihn nun für seine Eskapaden bestrafen, klar, und ich habe es auch gemacht.
Aber, und hier fängt das Problem an, mir fehlt bei diesen Bestrafungen der letzte Biß. Ich habe nicht die nötige Einstellung dazu, und ich fürchte, mein Hund hält mich für ein Weichei. Ich fordere von meinem Hund Gehorsam, aber ich kann ihm nicht böse sein, wenn er nicht gehorsam ist. Schlimmer noch: Ich bin stolz auf ihn, Widerstand und Aufsässigkeit imponieren mir, Gott strafe mich.
Sicher, ich mußte ihn zu seinem eigenen Schutz anleinen, aber wie könnte ich einem Hund (oder Menschen) böse sein, wenn er versucht, aus einer ihn einschränkenden Situation herauszukommen? Ausbrechen ist für einen Eingesperrten die normalste Sache von der Welt. Noch nicht einmal das Strafgesetzbuch in Deutschland bedroht 1 Ausbrecher mit Strafe.
Abschließend sollte ich vielleicht noch erwähnen, daß Hemul der freundlichste Hund von der Welt ist. Schwanzwedelnd läuft er auf wildfremde Menschen zu und begrüßt sie auch dann, wenn ich nicht in der Nähe bin.
Und folgen tut er mir auch. Meistens. Fast immer.
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(1) Nur ein toter Jäger ist ein guter Jäger. Aber es verrecken so verdammt wenige von diesen Bestien. Man sollte sie abschießen.