Zu meiner Zeit war "Kommunist" das schlimmste Schlimmwort, wo gibt. Ich war damals ein "liberaler Scheißer" ("liberal" war in diesen Tagen ein ganz schlimmes Schimpfwort), Legionen revolutionär gesinnter Kommilitonen haben verächtlich auf mich herabgeschaut. Ich habe mir damals des öfteren gedacht: "Kann das mit diesen revolutionären Ideen auf Dauer gut gehen?" Ich hätte es wissen können, daß nicht, aber ich habe es mich nicht denken getraut.
Dann kam der Schock meines Lebens. Auf dem Uni-Gelände in Regensburg treffe ich einen von der GEW (Gewerkschaft, Erziehung und Wissenschaft), einen ganz, ganz radikalen Seminarmarxisten. Kritik der Bürgerlichen Wissenschaft, rabimmel, rabammel, rabumm. Ich hab ihn erst nicht erkannt, er hatte immer eine ausufernde Afro-Frisur gehabt, seine Freundin, die er dabei hatte auch. Jetzt waren sie auf einmal ganz zivil frisiert, noch kürzere Haare als ich, adrett gekleidet, man glaubt es nicht.
"Ich glaub es nicht," sagte ich, glaubend, ich hätte einen Witz gemacht. "Seid ihr einem Terroranschlag rechtsradikaler Friseure zum Opfer gefallen?" Dabei deutete ich auf ihre nun nicht mehr vorhandene Haarpracht. "Je nun", meinte er, sie hätten jetzt ihr Staatsexamen gemacht und wollten als Lehrer in den Staatsdienst übernommen werden. Da müsse man seine Frisur schon mal überdenken. Sie hätten jetzt auch den "berliner extradienst" gekündigt, so was sei schließlich auch nicht gut für einen Beamten. Im Gegensatz zum Hl. Petrus errötete er bei seinen Worten nicht, auch nicht als der Hahn zum dritten Male krähte. (Matth. 26, 34 und Matth. 26, 69 ff)
Ich aber barg mein Gesicht in den Armen und weinete bitterlich.