Holocaust und Kolonialismus

Nachfolgenden Text wollte ich eigentlich als Antwort auf @Don Quijote im Blogbeitrag vom Herbert Erregger beitragen. Da mich Erreger aber blockiert hat, muss ich den Text hier abkübeln.

Don Quijote hatte geschrieben: "Das ist freilich richtig, nichts und niemand ist mit der Nazi-Maschinerie vergleichbar. Dieser industrielle Massenmord kann mit nichts verglichen werden, weil er sich bisher nur einmal rereignet hat. Tun wir alles uns Mögliche, daß sich dergleichen nicht wiederholt, und dieser singuläre Massenmord weiterhin unvergleichbar bleibt!"

Die ganz normale Lebenserfahrung sagt uns, daß alles mit allem zusammenhängt, irknwie. Es gibt keine singulären Ereignisse, die's zuvor niemals gegeben hätte und die es künftig niemals geben wird. Ein Blitz schrammt über den Himmel, ein Phänomen erscheint und ist dann auch wieder sofort verschwunden. Das ist Geschichtsphilosophie für Leute, die sich die Hosen mit der Kneifzange anziehen.

Es soll ja Leute geben, die an die Existenz Karls des Großen glauben. Das Römische Reich bricht - im Westen zumindest - zusammen, einige Jahrhunderte finsterstes Mittelalter. Dann macht's "zonk" und Karl der Große stellt von jetzt auf gleich eine Hochkultur auf die Beine. Er, der nach den Quellen Analphabet war, kümmerte sich persönlich um die Förderung der Wissenschaft, er ließ den Dom von Aachen bauen, mit einer Kuppel, die in fränkischen Zeiten keinerlei Vorbilder hat. Im Frankenreich gab es so gut wie keine Städte, kaum Fernstraßen und deshalb auch kaum Fernhandel. Es war ein bitterarmes Land. Dennoch führte Karl in fast jedem Jahr seiner Regierungszeit Kriege in teils weit entfernten Ländern. Sein Heer ist riesengroß, es ist hervorragend ausgerüstet. Karls Reich hatte KEINE ökonomische Grundlage. Karl ist eine Erfindung.

Aber ich wollte ja von Aimé Césaire erzählen, von einem ultrabrutalen Spruch, den er hinterlassen hat: "Ja, es wäre der Mühe wert, das Verhalten Hitlers und des Hitlerismus einer detaillierten klinischen Studie zu unterziehen und dem ach so distinguierten, ach so humanen, ach so christlichen Bürger des zwanzigsten Jahrhunderts mitzuteilen, dass Hitler in ihm haust, dass Hitler sein Dämon ist, dass er, wenn er ihn rügt, einen Mangel an Logik verrät, und dass im Grunde das, was er Hitler nicht verzeiht, nicht das Verbrechen an sich, das Verbrechen am Menschen, dass es nicht die Erniedrigung des Menschen an sich, sondern dass es das Verbrechen gegen den WEISSEN Menschen ist, dass es die Demütigung des Weißen ist und die Anwendung kolonialistischer Praktiken auf Europa, denen bisher nur die Araber Algeriens, die Kulis in Indien und die Neger Afrikas ausgesetzt waren."

https://de.wikipedia.org/wiki/Aimé_Césaire

Als ich den Spruch vor Jahren das erste Mal gelesen habe, habe ich nach Atem geschnappt, so schockierend, so antisemitisch klang er mir in den Ohren. Aber es hilft nichts, Césaire hat recht, genau so ist es. Der Holocaust ist der zu uns nach Europa heimgekehrte Kolonialismus.

https://www.fischundfleisch.com/theodor-rieh/die-abschaffung-des-wortes-neger-als-herrschaftsstrategie-30377

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Don Quijote

Don Quijote bewertete diesen Eintrag 05.01.2019 18:43:47

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