Am Donnerstag mußte ich zum Arzt. Die Praxis ist nicht weit von meiner Wohnung entfernt - fußläufig, wie man heute sagt [1] -, so daß ich mir einen kleinen Spaziergang dorthin gönnen wollte. Auf dem Weg komme ich an der Bushaltestelle vorbei und der kleine Teufel in meinem Ohr flüstert mir zu, ich könnte doch genausogut mit dem Bus fahren. Der kleine Teufel hat große Macht über mich und so nehme ich im Bushäusl Platz. Der Bus kommt, ich springe auf. Es ist der 4er-Bus, ich aber brauche den 8er, ich setzte mich wieder hin. Kurz drauf kommt der Bus auch schon. Ich steige ein, der Bus ist fast voll, anders als das sonst um diese Tageszeit der Fall zu sein pflegt.
Ich frage einen alten Mann [2], der mir gegenüber sitzt, ob er wüßte, wieso heute der Bus so voll sei. Er gab sich ahnungslos und noch während er den Kopf schüttelt, fällt mir auf, daß fast nur alte Leute (mich eingeschlossen) im Bus sind. Sekundenlang tippe ich auf einen Ausflug des Seniorenclubs Konradsiedlung, dann fährt der Bus geradeaus weiter, wo er eigentlich hätte abbiegen müssen. Verdammt, ich bin im falschen Bus, dem 34er, der aus dem Bayerischen Wald kommt. Das kommt davon, wenn du nicht hinschaust, welcher Bus kommt (ah, der 8er), sondern seine Ankunft theoretisch herleitest (das muß der 8er sein).
Ich steige aus und muß nun den Weg zum Arzt doch noch zu Fuß gehen, der Weg ist deutlich weiter als jener von meiner Wohnung aus zum Arzt.
Kleine Sünden... eh schon wissen.
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[1] Genaugenommen ist natürlich auch Peking fußläufig von meiner Wohnung entfernt, nicht jedoch Frauenchiemsee.
[2] Fast so alt wie ich selber.