Opa erzählt, wie's früher war: Früher, erzählt Opa, gab's in Frankfurt [1] die Literaturzeitschrift "pardon". In dieser wiederum gab's eine Beilage [2] namens "Welt im Spiegel" für besonders feinsinnige Freunde von Kunst und Literatur. Dort erschien Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger folgendes Protokoll einer Redaktionssitzung.
18.7. 11-Uhr-Konferenz im grünen Chefzimmer, und wieder einmal stellt sich die Frage: "Wie kriegen wir das nächste Heft voll?"
"Ich hätte da ein Thema ...", räuspert sich Gernhardt.
"Ja?"
"Mir ist aufgefallen, daß erstaunlich viele bedeutende Männer [3] Namen tragen. die irgendwie mit Nahrungsmitteln und dem Essen zusammenhängen..."
"Ja? Welche denn?"
"Nun. Helmut Kohl... Otto Hahn... Max Brod... Bruno Ganz ..."
"Hm", überlegte Chefredakteur Zirfeld. "Klingt interessant. Aber es müßten noch mehr Beispiele her..."
"Johannes Mario Semmel!" ruft Redaktionsbote Dr. Golz keck. "Richtig! Weitere Vorschläge?"
"Maxim Gurki!"
"Sehr gut! Und? Weiter?"
Und auf einmal reden alle durcheinander: "Arthur Schnitzel!" - "Walter Bratenau!" - "Peter Handkäs!" - "Wolfgang Amadeus Mozartkugel!" - "Thomas Manna!" - "Samuel Gebäcket!"
"Genug!" will Zirfeld abwichteln, doch Leihbischof Klemm läßt sich nicht so schnell zum Schweigen bringen.
"Kotzebue!" ruft er aus, "ermordet von dem Studenten Sandwich!"
"Fein. Etwas fürs Feuilleton. Wer schreibt's? Ja? Herr Waechter?
"Mao Seezunge..."
"Tse Tung!" verbessert Zirfeld giftig. "Wir wollen während der Redaktionskonferenz doch nicht mit Worten spielen! Also - schreibe Sie's?"
Waechter nickt und Zirfeld fährt fort: "Thema Nummer zwei: In China sollen die Tschu En Leihgebühren drastisch erhöht worden sein, wer...?"
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[1] Damals gab's nur Frankfurt, also Frankfurt/Main. Frankfurt an der Oder gab's zwar auch schon, aber das war in der Zone, also außerhalb der Wahrnehmung.
[2] Bitte nicht französisch aussprechen, also etwa Bällaasch.
[3] Bedeutende Frauen waren damals noch nicht erfunden.