Originalphotos von Stanley Kubrick

2013 ist in der Wochenzeitung "Der Freitag" ein Artikel erschienen mit dem Titel "Stanley Kubrick Anmerkungen zu den Fotografien des Regisseurs, die in Büchern und Ausstellungen um die Welt reisen". "Was für eine Geschichte", heißt es dort, "Im Vorraum zum Gewölbe des unteren Geschosses vom Palazzo Ducale in Genua, wo gerade eine Ausstellung mit Fotografien von Stanley Kubrick in die letzte Runde geht, berichtet eine Frau einer interessiert zuhörenden Gruppe, dass sie seit dem Jahr 2000 unterwegs ist, und zwar überall dorthin, wo es eine Ausstellung, eine Retrospektive oder ein Colloquium zur Bildarbeit von Stanley Kubrick gibt."

Ich wage die sozioökonomische Ferndiagnose, daß besagte Frau "im Vorraum zum Gewölbe des unteren Geschosses vom Palazzo Ducale in Genua" sich keine Gedanken darüber machen muß, wo sie gegen Monatsende die Margarine hernimmt, die sie auf die Discounter-Semmel für 9 Cent schmiert, damit sie nicht verhungert. Richtig?

13 Jahre lang den Erdball bereisen, um Photos von Stanley Kubrick zu sehen... ich mein, es sei ihr ja vergönnt. Ein Leben ohne Photos von Stanley Kubrick zu gucken, ist zwar möglich, aber für manche Leute anscheinend nicht sinnvoll.

Moment mal... grübel. Photos. Es geht hier ja gar nicht um aufwendig zu kopierende Ölgemälde oder gar um Fresken, die an irgendwelchen Kirchen- oder Palazzowänden unverrückbar festgemacht sind.

Es geht um Photos, vielleicht auch um Filme. Photos (und Filme) sind die demokratischsten Kunstwerke der Bildenden Kunst. Sie sind nicht nur ganz einfach - und damit billig - zu kopieren, ihre technische Grundlage ist das Kopieren. Wohlgemerkt, das Kopieren ohne jeglichen Qualitätsverlust. Ich muß also nicht irgendwelche Bildreliquien aus einem Museum auf die Reise zu (zeitlich begrenzten) Ausstellungen nach Sao Paolo, Los Angeles oder Genua schicken, damit der dorthin gereiste Interessierte sich ein Bild von Kubricks Bildern machen kann. Derselbe, exakt derselbe ästhetische und aufklärerische Effekt stellte sich auch dann ein, wenn ich ganze Stapel von Kopien an diverse Klein- und Kleinstmuseen oder direkt an Privatinteressenten für schmales Geld verschicke.

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