Auf Bahnhöfen ist seit etlichen Jahren das Rauchen verboten, wobei es wurscht ist, ob es sich um überdachte Bahnsteige, wie in München oder Freiluftplattformen wie in Osterhofen handelt. Dafür mag es Gründe geben, die ich hier nicht diskutieren will, sondern einfach als leidlich vernünftig annehme.
Auf größeren Bahnhöfen hat man auf jedem Bahnsteig einen Raucherbereich eingerichtet, wie hier am Hauptbahnhof München. Das ist doch immerhin eine freundliche Geste. Denkt man. Dann aber sehe man sich diesen Raucherbereich mal etwas genauer an.
Ein von vier siffgelben Linien eingegrenztes Areal, wenig mal sehr wenig Meter, dazu ein Aschenkübel. Punkt. Aus.
Kein Bankerl bietet sich dem müden Raucher an, auf ihm Platz zu nehmen und zu entspannen.
Man beachte die Raucherin auf dem Bild, die sich verkrümmt hinkauert, wenigstens einen Hauch von Komfort aus einer absolut tristen Wirklichkeit sich abzupressen. Es gibt keine Möglichkeit, den Kaffee, den man während des Rauchens zu sich nehmen will (1), abzustellen, während man beide Hände braucht, sich die Zigarette anzuzünden. Nein, der Rand des Aschenkübels ist dazu nicht geeignet. Entworfen von tückischen Designerhirnen neigt er sich leicht nach innen, ein dort abgestellter Kaffeebecher würde, mählich erst, dann rasch beschleunigt, in das Loch rutschen, das bestimmt ist, die abgerauchte Fluppe aufzunehmen.
Als Raucher fühlst du dich in diesem Raucherbereich, der doch eigentlich dir gewidmet ist, wie ein Ausgestoßener, so klein und gedemütigt, wie du dich einst fühlen wirst, wenn dir materielle Not den Gang zum Sozialamt aufzwingt.
Der Coffee to go trainiert dich für die Schnabeltasse im Altersheim, der Raucherbereich bereitet dich auf das absolute soziale Nichts vor.
"Ich bin ein Raucher. Hat nicht ein Raucher Augen? Hat nicht ein Raucher Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und Sommer als ein Nichtraucher? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen? Sind wir euch in allen Dingen ähnlich, so wollen wir's euch auch darin gleich tun."(2)
Fürchtet unsere Rache!
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https://www.fischundfleisch.com/theodor-rieh/raucherfreie-zone-54859
https://www.fischundfleisch.com/theodor-rieh/rauchen-und-islamismus-32086
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(1) "Rauchen ohne Kaffee ist möglich, Kaffee ohne Zigarette dagegen ist ein Form äußerster Barbarei." (G. Bernard Shaw; oder war's doch ich?)
(2) Ich bedanke mich beim Kollegen W. Shakespeare für die freundliche Überlassung des Textauszuges aus seinem Stück "Der Kettenraucher von Venedig".