Ich habe vor einigen Jahren den Begriff "reziprokes Plagiat" erfunden, um meine eigenen Umtriebe auf diesem Gebiet zu beschreiben.

Ich weiß nicht, ob du die Situation kennst: Du hast einen Gedanken, der dir nicht übel gefällt. Auf daß er noch mehr glänze, möchtest du deinen Gedanken mit einem Klassikerzitat garnieren oder gar belegen. Du suchst und googelst dir die Finger wund, nur um letztlich bitter festzustellen, daß die ganze verdammte Klassikerbande viel zu faul war, deinen Gedanken schon mal zu denken, geschweige, ihn in adrette Zitatform zu gießen. Dir bleibt also nichts anderes übrig, als dir das passende Zitat selber zu erfinden und dann zu schauen, wem du es plausiblerweise zuschreiben könntest.

Ich praktiziere das Zitaterfinden oft und gerne, es ist mein Kontrastprogramm zu Guttenberg und von der Leyen und all dem Zeug.

Dabei kann es passieren, daß ich einen klugen Spruch absondere und dreist behaupte, der sei von Voltaire. Ich bemerke ein irritiertes Flackern im Auge meines Gegenübers und frage nach: "Du weißt aber schon, wer Voltaire ist?" Im günstigsten Fall sagt er, daß nein, im schlimmsten Fall gibt er zu Protokoll, das sei der Erfinder der Autobatterie.

P. S.: Aber wer der Erfinder des Schnellkochtopfes ist, ist bekannt?

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lesespass

lesespass bewertete diesen Eintrag 05.04.2018 12:06:22

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