Inzwischen ist es auch schon wieder einige Monate her, daß Altbundeskanzler Adenauer gestorben ist. Dennoch ist mir sein Begräbnis, wiewohl ich nicht dran teilgenommen habe, in bleibender Erinnerung geblieben.

Am Vortag war auf dem Schulhof des Gymnasiums Pfarrkirchen eine Trauerfeier, bei der nach würdigender Ansprache durch den Direktor das Schulorchester plötzlich das Lied vom Hintertupfer Bene zu spielen begann:

Nachts, um viertel über zehene,

Schleicht der Hintertupfer Behene,

Kammerfensterln zu der Stahasi

Und der Mond scheint bloach und kasi.

Erst mußte ich lachen, dann stutzte ich, denn mir erschien dergleichen Musik absolut unpassend für den Anlaß, bis mich dann ein Kundiger über den musikalischen Hintergrund des Liedes aufklärte:

Am Tag der Beerdigung selbst war schulfrei. Abermals blieb mir der Mund offen stehen, als ich aus dem Fernsehzimmer die Büttenrede eines kölschen Karnevalsjecken hörte. Wie konnte es sein, daß das Fernsehen in jenen Tagen, da man Staatstrauer trug, eine Karnevalssendung brachte, noch dazu zur falschen Jahreszeit (Ende April)? Es stellte sich heraus, daß der vermeintliche Jeck der Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings war, der die Trauerrede hielt beim Staatsbegräbnis.

Seither sind mir der Staat und alle Wörter, in denen "Staat" vorkommt, ein bisserl verdächtig.

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