Ein kleiner Beitrag meinerseits zur Philosophie der Vermehrung:
Die Kunst aller Verführerinnen“, so sagte man mir einmal in einer Internet-Diskussion, „liegt darin, den Mann glauben zu machen, er sei einzigartig.“
Sag nicht, das sei Unfug. Das braucht's vielmehr, das ist der übliche Schmäh, den man in solchen Situationen absondert. Jeder weiß zwar, daß es 1 Schmäh ist, aber wenn man ihn nicht absondert ist es auch nicht recht. Weil?
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Weil, wenn es aus ist und er/sie dir zuvor süßen Unfug ins Öhrli geflüstert hat, dann kannst du losschreien und ihr/ihm all die gebrochenen Versprechungen vorwerfen. Das erzeugt dann jenes wunderbar schlechte Gewissen, über das sich der Psychotherapeut so freut, weil es ihm das Ein- und Auskommen sichert.
Wenn er dagegen sagt: „Hömma, Ilse, ich fänd es rasend nett, wenn ich eine Frau hätt. Du wärst nicht die schlechteste, nö. Ich schlag also vor, wir fangen uns was an, schaumermal, ob's hält und wenn ja, wie lange. Mit so einem Spruch machst du bei der Ilse keinen Stich, denn die Ilse denkt an die Zukunft. Weil, wenn's aus ist, kann sie dir - wie gesagt -– nix vorwerfen. So was ist doch nicht seriös, so was.
Die Verhaltensweisen beim Balzen sind so eingeschliffen, da braucht keiner mehr bewußt an irgend etwas denken. Wenn du als Mann der Ilse süßen Unsinn von ewiger Liebe ins Ohr flüstert, dann kommst du viel eher „zum Schuß“ und kannst dich am Morgen danach davonmachen, als wenn du ihr das sagst, was mein Beispielsmann zu ihr sagt. Ilse wird sich für den Öhrliflüsterer entscheiden und verpaßt damit die - wahrscheinlich - sehr viel dauerhaftere Beziehung zum lebensweisen Mann meines Beispiels.
Es gibt Lebensbereiche (der Beruf etwa), in denen zielstrebiges Wollen zum Erfolg führt. Es gibt andere Lebensbereiche, in denen diese Zielstrebigkeit genau zum Gegenteil führt, beim Einschlafen-Wollen etwa oder der dauerhaften Paarbeziehung. Wer seinen Partner durch physische oder psychische Gewalt an sich bindet, der behält ihn vielleicht, hat ihn aber durch diesen Druck längst verloren. Trauring, aber wahr.
Unendlich viele Probleme in Paarbeziehungen entstehen doch dadurch, daß die Partner einander brauchen oder – schlimmer noch – daß der eine Partner den andern ganz notwendig braucht, der andere ihn aber nicht, oder nicht in diesem Ausmaß. Die Partner bleiben zusammen, weil sie aneinandergekettet sind.
Wenn die beiden Partner einander sagen können: "Es ist wunderbar, daß es dich gibt, es ist noch viel wunderbarer, daß es dich hier gibt, aber im Grunde könnte ich auch ohne dich ganz gut leben, ich habe es immerhin schon vor unserer Partnerschaft viele Jahre lang getan", dann bleiben sie zusammen, weil sie jederzeit auseinandergehen könnten.
Ein Sprichwort sagt: "Wenn du etwas liebst, dann laß es frei. Kommt es zurück, dann gehört es dir, kommt es nicht zurück, hat es dir nie gehört." Bindung durch Nicht-Bindung, ich weiß, das klingt paradox. Ist aber richtig, wie mir scheint.