An niederbayerischen Stammtischen wird oft und gerne diskutiert, darüber etwa ob das Licht eine Welle ist oder doch eher Teilchencharakter hat. Früher, als noch der König Ludwig I. regiert hat ist über solchem Diskurs so mancher Maßkrug und so mancher Bayernkopf entzwei gegangen. Die Sache verhält sich nämlich folgendermaßen: Je länger so ein Wirtshaus-Diskurs dauert und je heftiger sich einer in seine Meinung verbissen hat, desto weniger wird er von dieser Meinung abgehen, selbst dann, wenn er längst gemerkt hat, daß die andere Meinung deutlich plausibler ist.
Weil?
Weil er nämlich sein Gesicht verliert und als Depp dasteht, wenn er zugibt, daß er sich geirrt hat. Also hat keiner irgendwas zugegeben und es sind die Keferloher durch den Wirtsraum geflogen.
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Dann aber ist nun schon unter Ludwig II. [1] das Freibier erfunden worden und die Lage hat sich merklich entspannt.
In Niederbayern sagt man noch heute bei einer allzu heftig gewordenen Stammtisch-Diskussion: "Du hast ja recht. Wer recht hat, zahlt a Maß". Eine wahrlich geniale Kommunikationsfigur: Der eine freut sich, weil er Recht bekommen hat, der andere freut sich über sein Freibier. Und alle zusammen lachen, denn keiner hat sein Gesicht verloren. So kann man relativ leicht seine argumentative Niederlage eingestehen.
Ein Hund is er schon, der Niederbayer.
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[1] König Ludwig II. war bei aller Narretei erheblich weniger verrückt als sein meschuggener Großvater. Es war Napoleon gewesen, der aus eigener Machtvollkommenheit Baiern zum Königreich und den Wittelsbacher Kurfürsten Max IV. Joseph zum König Max I. Joseph gemacht hatte. Dessen Sohn Ludwig haßte Napoleon, führte aber nach dem Tode des Vaters seinerseits den von Napoleon kackdreist frei erfundenen Titel "König von Baiern" weiter, ohne sich als der Depp zu fühlen, der er war.