Wisst ihr, was unfassbar ist? In den USA findet eine Wahl zwischen zwei Kandidaten statt und dann gewinnt doch tatsächlich einer der Beiden. Mit so einer Sensation konnte wirklich nicht gerechnet werden, da bleibt doch jedem hartgesottenen Politikbeobachter der Mund offen stehen.
Ich glaube, ich bin mir mit den meisten meiner Mitmenschen einig, dass wir den milliardenschweren Koloss mit der merkwürdigen Gestik nicht unbedingt in der Spitze eines der mächtigsten Staaten der Welt sehen wollen. Aber was ich nicht ganz nachvollziehen kann, ist, warum wir auf einmal so viel Mitleid mit US-Amerikanern haben müssen. Da frage ich mich schon, ob die eingefleischten Populisten-Hasser nicht manchmal ein bisschen vergessen, was Populismus überhaupt ist. Ist ein Populist nicht einer, der leere Versprechen macht, nur um gewählt zu werden? Ist ein Populist nicht der bellende Hund, der in Wirklichkeit gar nicht beißt? Jemanden zu hassen, weil er Populist ist und gleichzeitig Angst vor dessen politischen Inhalten zu haben, kann in gewisser Weise einen Widerspruch darstellen.
Das Wahlergebnis mag zwar nicht den Geschmack vieler Europäer treffen, aber das muss es auch nicht. Gewählt haben die Amerikaner, nicht wir. Und die Folgen werden in erster Linie die Amerikaner treffen, nicht uns. Es werden wohl Handelsbeziehungen eingebüßt werden, was jedoch nicht das Ende der Welt darstellt, denn abgesehen von den USA hat die Welt noch viele andere potentielle Handelspartner zu bieten.
Und was ist mit den armen Muslimen, die nicht mehr einreisen dürfen und den armen Mexikanern, die nicht mehr illegal ins Land können, weil da eine Mauer steht? Was das Einreiseverbot für Muslime betrifft, dürfte sich schon geklärt haben, dass es offenbar eine reine Werbelüge war, somal dieser Absatz ja bereits aus dem Programm des Republikaners gelöscht wurde. Und ob die USA für Muslime überhaupt noch ein attraktives Reiseziel darstellen, wage ich spätestens seit diesem Wahlkampf zu bezweifeln. Genauso bezweifle ich, dass den Mexikanern diese sagenumwobene Mauer, zu deren Bau es wahrscheinlich ohnehin nicht kommen wird, überhaupt so weh tun würde. Nett haben es die illegalen Einwanderer an der mexikanischen Grenze auch heute nicht.Über Stacheldrähte zu klettern und durch Sümpfe zu tauchen, ist auch nicht viel angenehmer als vor einer unüberwindbaren Mauer zu stehen.
Auch wenn wir von nun an gelegentlich die penetrante Stimme des Neugewählten und dessen des Fremdschämens würdige Frisur im Fernsehen ertragen müssen, wird sich unser Leben nicht von Grund auf ändern. Auch der 45. Präsident wird keine Apokalypse herbeibeschwören.
Kein Grund zur Panik also, lieber Mitmensch.