Sehr geehrter Herr Bundespräsident Dr. Fischer!
…..auch ich war in Traiskirchen!
Ich verstehe Ihre leisen mahnenden Worte nicht, hauen Sie doch bitte endlich auf den Tisch und zwar so, dass Sie jeder hört. Jeder Politiker, jeder Bürger, alle!
Ihre Rolle, der Weise, der Gute, der Verständnisvolle, nehme ich Ihnen nicht länger ab. Sie sind Sozialdemokrat und österreichischer Bundespräsident und finden für eine humanitäre Katastrophe, wie sie momentan in Traiskirchen stattfindet, nur leise, mahnende Worte?!
Müssen die Menschen, die in Traiskirchen auf der Straße leben, zuerst die Wien-Wahl aussitzen, bis Sie etwas tun? Ist die Angst Ihrer Partei vor Strache größer als der sozialdemokratische Grundsatz?
Sie sind oberster Befehlshaber des Bundesheeres. Das österreichische Bundesheer punktet auch bei Skeptikern immer wieder mit dem Argument, dass es bei Katastrophen immer zur Stelle ist. Traiskirchen ist auch eine Katastrophe, zwar keine Naturkatastrophe, aber eine menschliche. Es sollten längst Grundwehrdiener bei der Essensausgabe helfen, man könnte Bundesheerzelte aufbauen, die 39,90 Zelte, die man im Einzelhandel bekommt, mit denen sich die Flüchtlinge momentan abhelfen, sind für lustige Campingausflüge, nicht aber für Obdachlose bei Wind, Wetter und Hitze.
Wissen Sie, dass in Traiskirchen Babys in Lebensgefahr sind? Eine Familie mit einem 42 Tage (!) alten Baby lebt dort auf der Straße. Die Mutter kann das Baby weder sauber noch ausreichend warm/kühl /trocken halten. Wenn so ein kleines Baby einen Keim erwischt, kann es sterben! Ich habe jeden Tag Angst, dass in der Zeitung steht, „Heute ist ein Säugling in Traiskirchen gestorben“. Diese paar ganz Kleinen, es sind bestimmt nicht viele, müssen umgehend weg von der Straße; diesem unglaublichen Dreck, Chaos und Stress. Diese wenigen Familien muss man vorübergehend als ganz normale Gäste in Pensionen/Hotels unterbringen, unbürokratisch und schnell, das ist mach- und leistbar.
Ich bin der Meinung, dass unsere Asylkatastrophe ministerienübergreifend gelöst werden muss! Man kann die Innenministerin mit diesem Problem nicht alleine lassen. In Zeiten des Wahlkampfs mag dies zwar sehr gelegen kommen, dass die ÖVP somit den sprichwörtlichen schwarzen Peter hat, es ist aber eine Ausnahmesituation und kann nur gemeinsam gelöst werden und da Sie nun einmal das Staatsoberhaupt sind, ist es meines Erachtens Ihre Pflicht dies zu koordinieren.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, mir ist klar, dass nicht jeder, der momentan in Traiskirchen ist, ein Recht auf Asyl in Österreich hat; es wird viele negative Bescheide geben und das ist dann auch wirklich wieder Sache des Innenministeriums, aber es darf nicht sein, dass Babys in unserem Wohlfahrtsstaat Österreich 2015 aufgrund der hygienischen Umstände in Lebensgefahr sind!
Bitte handeln Sie!
Mit freundlichen Grüßen
Theresa Walla