Die palästinensische Fahne darf jetzt vor dem UNO Sitz gehisst werden - war höchste Zeit dafür!

Wenn ich in Graz Menschen mit arabischem Migrationshintergrund treffe, und das tue ich nicht selten, kann eine Diskussion sehr spannend werden – oder sehr unangenehm. Das hängt nämlich stark vom Thema ab, das einem hierzu einfällt. Geht es um Kultur, Sprache oder die Küche kann ich mich nicht über meinen Gesprächspartner beschweren, aber wenn das Gespräch Richtung Politik oder Geschichte geht, sieht die Sache schon ganz anders aus. Ein Freund aus Marokko hat in seinem Haus eine große Landkarte mit arabischer Beschriftung hängen. Wenn man sich die Region im nahen Osten genauer ansieht, fällt aber ein kleines Detail doch deutlich auf – es fehlt nämlich ein Land auf dieser Karte. Und zwar Israel.

Gut, im Ernst, Israel ist nicht viel größer als Tirol und wenn man Leute auf der Straße fragen würde, wo sich das Land denn befände, wüssten es die meisten wahrscheinlich gar nicht. Aber wenn das Land auf einer arabischen Karte einfach so fehlt, es wird nämlich als Palästina dargestellt, ist das ein deutliches Zeichen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass der Nahostkonflikt alles andere als "ganz weit weg" ist. Und durch Zuwanderung geht uns dieses Thema in Europa immer mehr etwas an.

Die Sichtweise der Araber kommt aber nicht von irgendwo her. Ich stelle mir immer die Frage, wie ich reagieren würde, wenn plötzlich eine riesige Anzahl an Fremden in mein Land käme und mich einfach so enteignet und verjagt.

Den Palästinensern sind furchtbare Dinge angetan worden, die „Nakba“ (Katastrophe) wie sie den Gründungskrieg von Israel nennen, ist alles andere als vergessen. Wenn man sich die Geschichte aber genau ansieht, kann man den Israelis nicht die Alleinschuld in die Schuhe schieben. Schließlich zogen die meisten Juden nicht freiwillig nach Israel, sondern aus Flucht und Verzweiflung vor den Antisemiten in Europa. Ja, Europa hat eigentlich diese Monster namens Nahostkonflikt geschaffen, und so einfach kann sich niemand in der EU mehr aus der Affäre ziehen. Die Frage ist nur: Wenn beide Seiten ein Recht auf dieses Land haben - wenn soll ich dann unterstützen?

Kompromiss ist ein schönes Wort. „Zweistaatenlösung“ auch. Aber ich frage mich, ob ich kompromissbereit wäre, wenn man mich aus meiner Wohnung geworfen hätte. Würde ich dann, nur damit endlich Friede ist, die Wohnung mit meinem Rausschmeißer teilen wollen? Und genau diese Frage stellen sich viele Palästinenser. Die Fronten sind verhärtet. Israel baut illegale Siedlungen im Land der Palästinenser. Deshalb forderte die EU die Kennzeichnung von Waren aus diesen Gebieten. Israels Präsident Netanjahu reagierte darauf mit dem üblichen Argument: „Wir erinnern uns an die Geschichte und wir erinnern uns daran, was passiert ist, als in Europa die Produkte von Juden gekennzeichnet wurden“.

Der Holocaust ist nicht verjährt. Die Erinnerungen an diese schreckliche Zeit sind bei vielen Israelis noch frisch. aber die Palästinenser sind nicht schuld daran. Die Palästinenser haben den Holocaust nicht verbrochen, sie müssen aber die Rechnung dafür bezahlen. Europa hat sich aus der Affäre gezogen. Mit Militärlieferungen unterstützt man Israel, baut das Land zu einer riesigen Festung aus. Aber die Zeche haben die Palästinenser zu begleichen, die man in das Westjordanland oder in den Gazastreifen gejagt hat. Ein Argument mehr dafür, dass die Europäische Union dieses Problem für alle Beteiligten zu lösen hat. Und das weder die Menschen in Israel, noch die Palästinenser die Schuldigen sind.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:13

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