In Petzners Buch („Haiders Schatten“) gibt es eine Stelle, die mir sehr gefällt: Gegen Ende des Buches stellt er nicht nur sich selbst als billigen Stimmenfänger bloß, sondern auch das ganze System Populismus und seinen Mentor Jörg Haider. Dabei schildert er genau, wie man Wähler durch „Nazislogans“ fängt.
Kaum zu glauben, was Petzner alles zugibt. Angefangen damit, dass Haider und er genau wussten, dass ihre Wahlversprechen Schrott waren und nicht mal theoretisch machbar - Hauptsache, er schreibt das offen in seine Autobiographie hinein. Zum Schluss kommt dann noch die Aussage, dass Leute wie er unfähig sind, ein Land zu regieren. Sehr ehrlich.
In einem Punkt gebe ich ihm recht: Die Regierung nimmt die Leute nicht ernst. Jeder der die Flüchtlingspolitik kritisiert, wird von diversen Medien pauschal als Nazi beschimpft, die Politik macht nichts dagegen.
Konstruktive Kritik ist kaum möglich, weil die Medien sofort zum Angriff übergehen. Dabei wäre eine offenere Diskussion zum Flüchtlingsthema besser, als die Ängste nicht ernst zu nehmen. In Österreich stehen nicht irgendwelche Riesenhallen herum, in denen man 80.000 Flüchtlinge unterbringen kann. Man muss die Sorgen der Menschen schon ernst nehmen - denn die Flüchtlinge von heute sind unsere zukünftigen Mitbürger. Aber machen das die Regierungsparteien hierzulande? Eher hat man das Gefühl, dass Kritik nicht ganz ankommt.
Das ist aber nicht das einzige Problem. Die Gesellschaft bringt viele Verlierer mit sich. Bei der Modernisierung kommen genug Leute unter die Räder. Die brauchen Jobs und keine neuen Fahrradwege. Von der Politik fühlen sie sich unverstanden.
Und genau das macht die FPÖ immer stärker. So sieht sich Strache ja am liebsten: Als Stimme des kleinen Mannes, der von „Denen da oben“ ignoriert wird.
Um diesen Trend zu stoppen, sollte die Regierung endlich mehr zuhören. Die Wahl in Wien hat der FPÖ nicht die erhofften Stimmen gebracht, aber von einem „großen Sieg“ der SPÖ kann auch keine Rede sein. Schon gar nicht bei der ÖVP.
Bei ÖVP-Chef Mitterlehner ist das nun endlich angekommen. Bei der gestrigen Pressestunde gab er sich endlich einmal bescheiden und nicht so sachlich-überlegen wie sonst. In Oberösterreich konnten die Schwarzen gerade noch Erster bleiben. In Wien weit abgestürzt, hat die ÖVP eine neue Strategie dringend nötig. Mitterlehner sagt offen, dass die ÖVP in Zukunft wieder genauer hinhören sollte. Er möchte das Profil der Partei „schärfen“. In den nächsten 3 Jahren kommen keine Wahlen auf die Volkspartei zu. Genug Zeit, das Image in eine neue Richtung zu verbessern. Langfristiges Ziel: die FPÖ zu „entzaubern“. Dabei geht es nicht darum die Blauen "Rechts zu überholen", sondern Meinungen der Bevölkerung mehr in die Politik einzubinden. Etwas Besseres könnte die Regierung gar nicht machen. Das einzige Konzept der FPÖ ist es, die Wähler gegen „Die da oben“ aufzuhetzen. Echte Verbesserungsvorschläge haben sie nicht. Sogar Petzner gibt das zu.