Ich möchte hiermit gerne all jenen, die einen Garten zur Verfügung haben meine Erfahrungen für eine artgerechte Haltung glücklicher Hühner weitergeben sowie für die Eigenversorgung mit hochwertigen Eiern und eventuell auch Fleisch (wer es übers Herz bringt).

Zudem ist es auch interessant, das soziale Leben dieser oft unterschätzen Tiere zu beobachten.

Folgendes ist dabei vorweg zu sagen:

Ich hatte mit konventioneller kommerzieller Hühnerzucht nie etwas am Hut.

Käfighaltung ist seit kurzer Zeit in Österreich verboten. Allerdings kommen natürlich weiterhin importierte Eierprodukte aus Käfighaltung über andere EU-Länder zu uns.

„Bodenhaltung“ bedeutet: die Hennen können sich im Stall frei bewegen. Sie kommen aber nie aus dem Stall heraus. Bis zu 7 Hennen müssen sich 1 m2 teilen.

„Freilandhuhn“ bedeutet, dass pro Huhn 4 m2 Auslauf vorhanden sein müssen. Das ist aber immer noch viel zu wenig, damit ein Huhn für sich eine relevante Menge an Naturnahrung finden kann.

Als ich vor 4 Jahren ein Stück Land in der Nähe von Melk erwarb, wollte ich es mir dort ermöglichen, mich zu einem möglichst großen Teil mit hochwertigen Lebensmitteln selbst zu versorgen, und dies mit möglichst wenig Arbeitsaufwand, da ich nach wie vor in Wien meinen Hauptwohnsitz habe und nur ca 2 Tage pro Woche dort verbringe.

Ein wichtiger Beitrag dazu sind Wildpflanzen wie ich bereits in einem früheren Blog beschrieben habe:

https://www.fischundfleisch.com/blogs/panorama/bisher-kaum-genutzte-nahrungsquelle-aus-der-natur-wildpflanzen.html

Die Hühner bilden nun ein zweites Fundament dafür:

1;  Auslauf

Die Hühner werden mit gemischtem Getreide gefüttert, haben aber auch soviel Auslauf, dass sie jede Menge Naturnahrung (Wildsamen, Blätter, Insekten, Würmer und Schnecken) durch Scharren finden können.

Dem Huhn macht das Freude. Es ist so veranlagt, dass es 80% der Tageszeit mit Scharren und Futtersuche verbringen möchte.

Hier bietet mein Grundstück gute Vorrausetzungen, da es viele verwilderte Bereiche mit Buschdickicht und Waldboden gibt. Hühner halten sich gerne unter Bäumen und Büschen auf, weil sie dort vor Raubvögeln geschützt sind, und der Boden locker ist.

Der hohe Anteil an Wildnahrung wirkt sich positiv auf die Qualität der Eier aus.

Wer glückliche Hühner halten will, sollte diesen daher genug Auslauf ermöglichen.

Den Hühnerstall habe ich in Nähe eines Bachs gebaut, sodass die Hühner immer frisches Wasser zur Verfügung haben, welches auch im Winter fast nie friert.

Ich habe ihnen einen Flachen Zugang am Ufer geschaffen, von welchem auch Küken trinken können.

Sollte es einmal soo kalt sein , dass sogar der Bach friert, nehmen die Hühner Schnee zu sich.

Hühner vertragen auch Kälte gut, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, ein schönes Gefieder zu entwickeln.

Ehemalige Legehennen aus Stallhaltung haben oft nur schütteres stumpfes Gefieder. Sobald man sie aber einige Zeit im Freien hält,  entwickelt sich das Gefieder gut.

Wenn man kein natürliches Gewässer am Grund hat, muss man regelmäßig neues Wasser geben.

2; Die Behausung:

Wer seinen Garten ständig bewohnt, kann die Hühner jeden Abend in einen gut versperrten Stall treiben (wo sie vor Füchsen und Mardern sicher sind) und morgens  wieder herauslassen. Füchse jagen meist nur in der Nacht, während Raubvögel nur Tags jagen. Die Hühner brauchen daher unter Tags Unterschlupfmöglichkeiten wie Bäume oder Büsche, damit kein Raubvogel auf sie herunterstürzt bzw. sie erst gar nicht entdeckt.

Sind Menschen in der Nähe aufhältig, wagt sich ohnehin kein Raubvogel herunter.

Auch ein Hund der im Freien übernachtet kann Füchse vertreiben, wenn er entsprechend abgerichtet ist. Es ist Vorsicht geboten da Hunde a priori gerne Hühner jagen. Man muss ihnen das erst aberziehen. Mit Katzen gibt es hingegen keine Probleme. Meine Katzen gehen zb liebend gerne in den Hühnerstall und haben noch nie ein Huhn attackiert,

Da ich die Hühner mehrere Tage alleine lassen muss, musste ich eine Möglichkeit finden dass die Hühner eigenständig in den Stall hinein und hinaus kommen, und zugleich auch in der Nacht sicher sind.

Ich habe den Stall in ca 2 m Höhe auf Stelzen gebaut.

Über Sitzstangen in der Mittelebene können Sie diese 2 Meter hinauf flattern, während Füchse aber  nicht hinauf klettern können.

Das Urhuhn  vor der Domestizierung stammt aus  Indien und war Waldbewohner und hat  immer in den Kronen der Bäume sicher übernachtet.

Im inneren des Stalsl ist Heu, wo sie ihre Eier legen und brüten. Außerhalb gibt es ein Vordach mit Sitzstange wo Sie am liebsten zwar im Freien aber vor Regen geschützt übernachten.

Zusätzlich ist der Stall von einem gut eingezäunten 150m2 Gehege umgeben. Das Gehege ist aber nur dann verschlossen wenn Küken da sind ( denn die Küken schlafen in der ersten Zeit unten am Boden, und müssen sicher sein)

MIttlerweile haben meine Hühner aber gelernt über den 2 m hohen Zaun darüber zu flattern bzw. zu klettern.

Das Gehege ist von einem Geflecht von Seilen überspannt, damit keine Raubvögel sich dort  hinunter stürzen können. Diese Maßnahme ist sehr wichtig für die Überlebenschance der Hühner

3; Nahrung

Im Raiffeisen Lagerhaus gibt es sehr günstig Futterweizen, Hirse, Maisbruch, Gerste, Futterhanf etc.  Für Ca 30 cent pro Kilogramm zu kaufen.

Vor allem Hanfkörner sind  sehr gesund aufgrund der vielen darin enthaltenen ungesättigten Fettsäuren.

Es gibt auch fertige Futterpellets die etwas teurer sind.

Wenn die Hühner aber auch Naturfutter finden, sind diese Futterpellets bestimmt nicht nötig für ausgewogene Ernährung . Außerdem sind Getreidekörner nicht so empfindlich wenn sie Nass werden. Denn Hühner verstreuen oft das Futter aus der Schale, und picken es dann erst vom Boden auf.

Im Winter ist wichtig ein wenig Ergänzung durch Gemüse wie Salat , Kohl, oder Kraut.

Hühner mögen auch Obst wie Äpfel, und vor allem alles was Rot ist, wie Kirschen ,und Beerenfrüchte (am liebsten direkt vom Strauch)

Das praktische an Hühnern ist auch, dass man ihnen alle mögliche Essensreste verfüttern kann, wie altes Brot, Reis, Kartoffel, etc.. Auch die alten Eierschalen sollte man zerrieben dem Futter wieder beimengen. Die Hennen sind ganz wild auf das Kalzium.

Somit sind Hühner sehr kostengünstig zu ernähren im Vergleich zu ca. 3-5 Eiern die man pro Huhn und Woche im Gegenzug dafür erhält, vorausgesetzt man hat kein Problem mit Ratten und Mäusen

Denn wo Hühnerfutter ist, da kommen meist auch Ratten und Mäuse. Das Futter sollte daher in bissfesten Alukisten aufbewahrt werden.

Aber auch das Futter, das im Stall in der Schale ist, gilt vor Ratten gesichert zu werden.

Wenn man genug Zeit hat, sollte man am besten fast gar nichts in der Schale liegen lassen, sondern mehrmals täglich die Hühner direkt füttern.

Dies war aber in meinem Fall leider nicht möglich

Ich hatte daher die Futterschalen schwebend am Stall angebracht, in der Hoffnung dass die Hühner zwar dorthin flattern würden, die Ratten aber keinen Zugang hätten.

Das hat aber nur kurze zeit geholfen, denn Ratten sind gute Kletterer und zudem verdammt schlau.

Wenn ich nachts das Gehege inspizierte fand ich zuweilen bis zu 20 Ratten auf einmal bei den Futterschalen.  Das Problem trat allerdings erst dann auf, als ich wegen der Küken das Gehege längere Zeit verschlossen hatte, und somit auch Füchse , die natürlichen Feinde von Ratten keinen Zugang hatten.

Endgültig beseitigt wurde das Rattenproblem im Hühnergehege und auch in meinem Haus, als ich mir schließlich 3 Katzen zugelegt hatte

4; ZUCHT:

Hennen zum Legen kann man für ca 10-15 euro kaufen. Hähne bekommt man sogar oft geschenkt.  Das Problem ist aber, dass den meisten Hühnern der Brutinstinkt abgezüchtet wurde.

In der Industriellen Landwirtschaft sollen Hennen bloß viel legen. Während der 3 Wöchigen Brutzeit und auch noch ca 6 Wochen danach, während der Aufzucht der Küken, legt eine Henne aber nicht. Daher ist es für die Landwirtschaft kommerziell einträglicher die Küken im Brutkasten  zu brüten,, und ohne Mutter  auf zuziehen , wobei „Aufzucht“ bloß aus Füttern besteht.

Darauf war auch die Zucht in den letzten Jahrzehnten ausgelegt.

Für mich ist es aber wichtig Hühner aus Naturbrut zu bekommen, die wiederum auch selbst Brutinstinkt haben.

Ein Huhn aus Naturbrut hat ein besseres soziales Verhalten und ist auch sonst intelligenter und geschickter beim eigenständigen Leben in der Natur.

Schließlich wird ein Küken 6 Woche lang von der Glucke intensiv betreut und auf ein eigenständiges Leben vorbereitet.

Mit einiger Recherche findet man aber quasi rückgezüchtete Hühner aus Naturbrut.

Zwerghühner haben generell meistens Brutinstinkt, da sie nie für die Landwirtschaft gezüchtet wurden.

Man kann natürlich nur Hennen alleine halten, aber ( wie auch bei den Menschen) sind die Damen meist glücklicher wenn sie einen Mann haben.

Da Hähne laut krähen sollte man sich diesbezüglich aber mit den Nachbarn abstimmen.

Ideal ist es, wenn ca. doppelt bis drei mal so viele Hennen wie Hähne in der Schaar sind.

Hähne sind ständig geil und rammlert . Sodass Hennen regelrecht vergewaltigt werden wenn zu viele Hähne auf eine Henne kommen

Der Paarungsakt ist aus menschlicher Sicht nicht sonderlich beindruckend.:

Der Hahn springt die Henne von hinten an. Er schnappt mit seinem Schabel ihre Rückenfedern damit sie nicht weglaufen kann. Dabei können auch einige Federn verloren gehen. Der ganze Paarungsakt dauert bloß 2 Sekunden, dafür manchmal mehrmals pro Stunde, wenn der Hahn will.

Eine Henne legt alle 1-2 Tage ein Ei. Sobald sie ca. 10 Eier beisammen hat, fängt sie mit dem Brüten an. Wenn mehrere Hennen im Stall sind, legen die anderen oft ihre Eier auch in das selbe Gelege dazu, womit die 10 Stk dann schneller beisammen sind. Eine Henne brütet dann alle Eier gemeinsam aus, egal ob alle davon ihre eigenen sind.

Die Föten in den Eiern beginnen sich alle erst ab dem Zeitpunkt zu entwickeln, an dem die Brutwärme einsetzt.

Dadurch schlüpfen auch alle Küken in etwa zur selben Zeit, egal wann das Ei gelegt wurde.

Während der Brutzeit bewegt sich die Henne fast nie weg, und nimmt kaum Nahrung auf.

Die Küken sind sogenannte Nestflüchter“ . Sie schlüpfen bereits mit Federflaum und nehmen eigenständig Nahrung auf.

Im Prinzip gibt es in der ersten Zeit zwei Tätigkeiten:

Entweder die Küken sitzen unter den ausgebreiteten Schwingen der Glucke, wo sie Schutz und Wärme finden, oder sich gehen mit der Glucke gemeinsam auf Nahrungssuche und erkunden die Welt.

Die Glucke hat dabei ganz eigene Laute und Tonlage, in denen sie mit den Küken kommuniziert, welche sie sonst nicht verwendet.

Glucken können auch recht aggressiv sein, wenn sie ihre Küken schützen oder Futter für diese sichern wollen, sodass dann sogar größere, ranghöhere Hähne  ihr lieber aus dem Weg gehen.

5: Huhn und Mensch

Ein Huhn ist von Natur aus nicht so zugänglich für Menschen wie Hund oder Katze. Dennoch aber  wird der Mensch, der die Hühner betreut als quasi Schaarmitglied mit Sonderstatus akzeptiert.  Die Hühner folgen dem Menschen gerne bei seinen Tätigkeiten im Freien, und wollen sogar ins Haus mit folgen.

Sie kommen freudig entgegen gelaufen ,wenn ich mit dem Auto ankomme.

Je nach individuellem Charakter, lassen manche sich sogar gerne am Hals streicheln.

Wer allerdings vor hat  ab und zu einen Hahn (von denen gibt ja leider meistens zu viele) zu schlachten, sollte lieber keine allzu enge Beziehung zu seinen Hühnern aufbauen.

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