thomas herzig
Nachdem mein Kater Furzi, der mit zwei anderen Katzen mein Landhaus bewohnt hatte, seit über 2 Wochen nicht aufgetaucht ist, befürchte ich, dass ihm etwas zugestoßen ist.
Durch Gespräche mit den Nachbarn hatte ich in Erfahrung gebracht, dass es in dieser Gegend öfters vorkommt, dass Jäger Katzen erschießen. Das Arge ist, dass dies noch dazu völlig legal ist:
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Laut österreichischem Jagdgesetz § 64 (in Deutschland gelten ähnliche Regelungen) darf ein Jäger jede Katze, die er in mehr als 300 Meter Entfernung vom nächsten Wohnhaus entfernt vorfindet, nach Gutdünken erschiessen. Denn dann gilt nach diesem Gesetz aus dem Jahr 1964 die Katze automatisch als „wildernd“.
Aber was sind schon 300 Meter für eine Katze, die nun mal von Natur aus gerne herumstreift, so wie auch für sonst jedes Lebewesen inklusive dem Menschen, das sich gerne frei bewegt?
Ich habe mir mein ca 7.700m3 großes Grundstück am Rande eines sehr kleinen Dorfes und in Nähe eines Waldes vor 5 Jahren zugelegt, weil ich möglichst abseits von der menschlichen Zivilisation die Natur genießen möchte.
Da ich aber nicht jeden Tag dort bin, hatte ich nach einiger Zeit Unmengen an Ratten und Mäusen im Haus, sowie auch im Hühnergehege. Die Nager machten sich nicht nur über das Hühnerfutter und meine Lebensmittel her, sondern verdreckten alles mit ihrem Kot und Urin und bissen mir die Möbel und meine Waren, die ich ebenfalls dort gelagert hatte, kaputt.
Nächtens sammelten sich bis zu 20 fette Ratten um die Futterschüssel der Hühner. Sie bissen sich sogar Löcher in die Holzfassade, um ins Haus zu gelangen und nisteten sich in der Mineralwolle der Außenwände ein.
Für Fallen sind die meisten Ratten viel zu schlau. Gift mag ich nicht auslegen, da auch andere Tiere es abbekommen können, und nur wenige Ratten damit verschwinden.
Ich hatte mir im Herbst 2014 über einen Tierschutzverein 3 eingefangene junge streunende Katzen aus Bulgarien zugelegt, die einen Platz brauchten, darunter auch der damals erst 5 Monate alte Furzi.
Binnen kürzester Zeit waren das Haus und das Hühnergehege frei von Ratten und Mäusen.
Da ich nur ca. jeden 4. Tag am Land bin, haben die Katzen eine Klappe über die sie jederzeit ins Haus hinein und auch von dort herausgehen können. Während meiner Abwesenheit haben sie Trockenfutter auf Vorrat und selbst gefangene Mäuse, Ratten und selten Vögel (die ebenfalls beim Hühnerfutter kräftig mitnaschen) als Nahrung. Sie haben aber nie meinen Hühnern etwas getan, und sogar die auch Küken verschont.
Die nächste wenig befahrene Landstrasse ist ca. 300 Meter Luftlinie entfernt, sodass das Risiko, dass sie die Strasse queren und überfahren werden könnten, sehr gering ist. Der Teich und der Bach auf meinem teilweise recht verwilderten Grundstück bieten natürliches Trinkwasser für die Tiere.
Die Katzen sind aber überhaupt nicht verwildert, sondern im Gegenteil immer sehr freundlich und verschmust, wenn ich komme, und auch zu anderen Menschen freundlich und zutraulich.
Sie machen oft lange Ausflüge kommen aber immer regelmäßig ins Haus zurück und schlafen dort auch.
Ohne Hilfe der Katzen hätte ich das Problem mit den Ratten nie lösen können, und zudem freue ich mich über deren Gesellschaft wenn ich meine Zeit in dem sehr abgelegenen, manchmal auch einsamen Landhaus verbringe.
Es ist eine totale Win-Win Situation für beide Seiten: Für mich, aber auch für die Katzen, die total glücklich bei mir sind, wenn nicht…
Die Gefahr durch Jäger war mir bis vor Kurzem nicht bewusst, aber ich sehe dringenden Handlungsbedarf dieses Jagdgesetz zu ändern:
Denn Katzen sind am Land für den Menschen unverzichtbare Hausgenossen (wegen der Mäuse und Ratten) und es ist völlig unmöglich, den Aktionsradius der Katze auf 300m einzuschränken, wenn man sie nicht einsperren möchte.
Es kommt also automatisch dazu, dass ständig Katzen sinnlos von Jägern erschossen werden.
In Deutschland sind es angeblich 300.000 jedes Jahr –> http://www.abschaffung-der-jagd.de/haustiere/ Für Österreich habe ich keine Zahlen gefunden. Wie hoch die Dunkelziffer tatsächlich ist, ist natürlich schwer zu sagen.
Die Jägerschaft argumentiert damit, dass Katzen „wildern“, und somit die Artenvielfalt gefährden würden. Doch die Beute von Katzen besteht hauptsächlich aus Mäusen und Ratten. Vögel sind viel schwerer zu erwischen, ebenso wie Eichhörnchen.
Genau diese Kleinnager haben heutzutage, nachdem der Mensch durch Bejagung und Landwirtschaftliche Monokulturen das ökologische Gefüge durcheinander gebracht hat, fast keine Fressfeinde mehr.
Vögel sind selten durch Katzen gefährdet, sondern vielmehr durch den landwirtschaftlichen Einsatz von Insektiziden, welche ihnen eine wichtige Nahrungsquelle entziehen.
Es geht bei der Jagd durch den Menschen im heutigen Europa selten nur um Nahrungsbeschaffung. Es ist für viele bloß ein teures Hobby, das mit sozialem Prestige verbunden ist, und es ist die Freude am Töten, und die Freude daran, sich als Herr über Leben und Tod anderer Kreaturen das schwache Selbstbewusstsein zu stärken.
Wenn einer nicht hauptberuflich Förster ist, nehme ich dieses Gerede über die angebliche Notwendigkeit, dass er durch seine Jagd zum ökologischen Gleichgewicht im Wald beiträgt, nicht ab.
Es mögen nicht alle Jäger so grausam sein auf Katzen zu schießen, aber wenn man sich die Chats in Jägerforen ansieht, scheint es um Einsicht schlecht bestellt:
„von der katze ist fast alles zuerwerten.
der kern kommt zum chinesen und die bälge werden als rheumadecken auf den kaffeefahrten gern genommen.
gehe mit der zeit und erschließe neue einnahmequellen.“
Quelle: https://jagderleben.landlive.de/boards/thread/55929/page/21/
Ein Umdenken in der Jägerschaft wäre zu begrüßen, aber zusätzlich bräuchte es entsprechende gesetziche Initiative
HIER gibt es vom VGT eine Petition, das Abschießen von Haustieren zu verbieten:
http://vgt.at/actionalert/jagd-auf-haustiere/index.php
In Deutschland gibt es ähnliche Petitionen:
Ich fürchte aber ,dass diese Petitionen allein nicht genug bewirken. Es bräuchte Personen aus der Politik (manche davon schreiben ja auch ab und zu auf FischundFleisch), die sich ebenfalls dafür einsetzen. Ich hoffe, dass das Schicksal der Tiere auch parteiübergreifend betroffen macht.
Leb wohl, Furzi! Du warst so jung und geschickt, und wie ein Sohn für mich!
Ich vermisse dich! Du hättest mit mir noch so viele schöne gemeinsame Jahre in unserem Naturparadies haben können…
thomas herzig