Führungs- und Fürsorgeschwäche der Ministerin v. d. Leyen

Juni `83 by Th.M.Rappers

am 10.06.2017 fand bundesweit der Tag der Bundeswehr statt, viele Standorte hatten sich für die breite Öffentlichkeit „fein“ gemacht und präsentierten Mensch und Material.

Als langjähriger Zeitsoldat bei der Marine habe ich die Entwicklung der Bundeswehr stets verfolgt. Immer wenn sich Gelegenheiten wie solche Tage der „Offenen Türen“ oder wie es bei der Marine dann heißt „Open Ship“ geboten haben, habe ich diese wahrgenommen.

So auch am Samstag, den 10.06.2017, wo ich nach Wilhelmshaven fuhr. In der so genannten 4. Einfahrt befindet sich Deutschlands größter Militärhafen mit angeschlossenem Arsenal, wo Wartungen, Reparaturen, aber auch die Demontage außer Dienst gestellter Schiffe und Boote abgewickelt werden.

So traf ich dann um 10:30H am Stützpunkt ein. Die Park- und Einlassorganisation der Besucherströme war gut koordiniert.

Wenngleich auch die Feldjäger personell sehr stark vertreten waren, konnte ich, auch stichpunktartig, keine Personenkontrollen feststellen. Grundsätzlich hat mich das schockiert, denn auch während eines solchen Events, ist und bleibt so ein Stützpunkt ein sensibler und besonders zu schützender Ort.

Man denke sich nur aus, was passieren hätte können, wenn ein Terrorist mit einer Sprengweste Einlass gefunden hätte.

Viele kleinere Stände waren aufgebaut. Vom Bundeswehrverband über eine Heereseinheit mit Panzer, die Wilhelmshavener Berufsfeuerwehr bis hin zur Feldpoststelle, weiterhin eine Schwimm-und Schiffstauchergruppe mit Vorführtauchbecken waren ebenso zur Besichtigung anwesend, wie eine Fregatte und eine Korvette, sowie ein modernes U-Boot aus Eckernförde.

Vor dem Hintergrund, dass die Bundeswehr derzeit sehr vielen Spannungen, besonders aber durch der aus meiner Sicht nicht tragbaren, schlechtesten Amtsinhaberin seit Bestehen der Bundeswehr, Frau Verteidigungsministerin v. d. Leyen ausgesetzt ist, war mein Interesse dieses Mal besonders groß.

Wie auch bei vorherigen Besuchen bei der Bundeswehr habe ich viele Gespräche mit meinen nachfolgenden Kameradinnen und Kameraden führen können, ebenso mit Zivilisten und aus besonderer Begebenheit heraus auch mit zivilem Wachpersonal.

So versuche ich mal, das Gesehene, das Gehörte und das Geschilderte zusammenzufassen.

Auf der Korvette „Erfurt“ musste ich leider feststellen, dass beide Maschinenkanonen abgebaut waren, weil sie nach Aussagen von befragten Bordangehörigen „woanders“ gebraucht wurden, die Pivot-Lager waren offen und nicht abgedeckt. Teile des Pivot Lagers lagen mehr oder minder provisorisch innerhalb des Grundsockels.

Als Pivotlager wird der drehbare Unteraufbau eines Geschützes bezeichnet, welcher mit dem Deck des Schiffes verschweißt sind, das Pivot ist sozusagen das Drehlager auf dem Geschütze bewegt werden.

Das nicht vorhanden sein dieser Geschütze ist ein besonderer grober Mangel an der Ausrüstung eines „einsatzfähigen” Militärschiffes, welches ansonsten lediglich mit LFK’s (Lenkflugkörpern) und einem einzigen 76mm Geschützturm bewaffnet ist. Das ist nur ein Beispiel für die an vielen Stellen beklagte - nur teilweise vorhandene - Verteidigungsfähigkeit der Truppe.

Berichte zur magelhaften Ausrüstung gibt es inzwischen hinlänglich viele.

Zudem wurde das Schiff, offenkundig aus Personalmangel, statt der planmäßigen Bordbesatzung von 58 Mann mit gerade mal Mindestbesatzungsstärke von 30 Soldatinnen und Soldaten auf See geschickt.

Mindestbesatzungsstärke bedeutet aber auch NUR ein Mindestmaß an Einsatzfähigkeit.

Da wären wir dann auch schon beim Thema der maritimen Soldaten. Besonders aufgefallen ist mir in Gesprächen, dass die Motivation innerhalb der seefahrenden Truppe als „down“ zu beschreiben ist. Dieser Zustand wundert mich nicht im Geringsten. Soldatinnen und Soldaten sind ja quasi seitens der Politik unter den Generalverdacht des Rechtsextremismus gestellt worden. Motivation und Einsatzmoral bleiben hier natürlich zuerst auf der Strecke.

Aber es spielen meiner Meinung nach weitere Kriterien eine gewichtige Rolle, die ich als Teufelskreis beschreiben möchte.

Angefangen über die Kameradschaft, die beim seefahrenden Personal immer als exzellent, wenn nicht sogar als herausragend beschrieben wurde. Ich kann diese besondere Art der Verbundenheit nur bestätigen, denn ich bin selbst lange genug zur See gefahren. Aber von dieser besonderen Kameradschaft ist nichts (mehr) zu spüren gewesen.

Konnte auch nicht, da offenbar ein Teil der verbliebenen Stammmannschaft der "Erfurt" gar nicht an Bord war. Zum "Open Ship" waren Besatzungsmitglieder anderer Schiffe abkommandiert worden.

Für das fehlende Kameradschaftsgefüge scheint mir auch die Tatsache verantwortlich zu sein, dass die Soldatinnen und Soldaten förmlich aus den Kasernen und von den Schiffen getrieben werden. So sind über 25-Jährige nach eigenen Erzählungen verpflichtet sich „draußen“ eine Wohnung zu nehmen, auch wenn sie sehr weit weg ihre eigentliche Heimat haben. Dass die Soldaten am Wochenende an ihre Heimatorte fahren, spielt dabei für die politische Führung keine Rolle. Es entsteht also eine Mehrfachbelastung. Die unter 25-Jährigen können noch in der Kaserne in einer Viermann-Stube Quartier beziehen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit - in der wieder zum Leben erweckten Ebkeriege Kaserne - gegen Bezahlung kleinere Unterkünfte zu beziehen.

Wie soll unter derartigen Umständen Kameradschaft entstehen? Alle „alten“ Marinekameraden werden einstimmig sagen, dass sie die Zeit an Bord, den Feierabend im Deck und die wahrhaft gelebte Kameradschaft AUF DEM SCHIFF als wichtigste Elemente des Marinelebens erlebt haben und so auch die notwendige Disziplin im Zusammenleben erlernt haben.

Zur durch Vorgesetzte gelebte und vermittelte Disziplin später mehr.

An dieser Stelle soll besondere Erwähnung finden, dass an den Wochenenden lediglich ein kleiner Teil der Besatzung - die so genannte Brandwache - an Bord bleiben darf.

Militärische Wache, so wie sie eigentlich vom Bordpersonal gestellt wird, gibt es gar nicht mehr. Stattdessen wird jedes Schiff - offenbar einzeln für sich - mit Bauzäunen und einer kameraüberwachten, mit digitalem Schloss ausgestattete, Drehkreuzschleuse „bewacht“, welche vom zivilen Wachschutz im Auge behalten wird.

Zur Verdeutlichung:

In einem Militärstützpunkt können Besatzungsmitglieder nur noch an Bord, wenn sie sowohl das zivile Wachpersonal, als auch die oben erwähnte Drehkreuzschleuse passiert haben.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Kommandanten, also der militärische Befehlshaber des Schiffes, welcher am Wochenende sein Schiff nur dann betreten darf, wenn er einen triftigen Grund vorweisen kann. Hierzu muss der OvWA (Offizier vom Wachdienst) befragt werden und der entscheidet, ob ein triftiger Grund vorliegt.

WAS BITTE SOLL DENN DER SCHWACHSINN?!

Hier verkommt ein Militärschiff, genannt Kriegsschiff, zu einem handwerklichen Arbeitsplatz!

Wie sollen denn hier soziale Kompetenzen wie der notwendige Respekt, das Füreinander, das Miteinander, welche im Ernstfall gerade auf Kriegsschiffen überlebenswichtig sein können, entstehen??

Und schon wären wir bei der gewohnten, angebrachtenen militärischen Disziplin, Wertschätzung und bei einer Portion maritimer Traditionen, und auch der militärischen Ordnung.

Offiziere bekamen - wenn sie das Schiff betraten oder verließen - nach militärische internationaler Sitte als Ehrbezeugung eine „Seite“ gepfiffen.

Die „Seite“ ..... Erklärungen unter:

- die Ehrbezeugung „Seite“

- gepfiffene Marinesignale

Fehlanzeige, diese Ehrbezeugung scheint ebenso verloren gegangen zu sein, wie die militärische Ehrerweisung durch einen militärischen Gruß.

Hier reiht sich dann auch gleich das Erscheinungsbild der Soldatinnen und Soldaten ein.

An einem solchen Tag, wo sich die Besatzung, so es sie denn gibt, stellvertretend für die Bundeswehr / Marine präsentiert, sollte ein besonderes repräsentatives Augenmerk liegen. Unterschiedliche Uniformen und Dienstbekleidungen tragen nicht zu einem guten Erscheinungsbild bei. An solchen „wichtigen“ Ereignissen ist die Ausgehuniform die erste Wahl, ordentlich gebügelt, adrett sitzend.

Was ich aber sehen musste, ist ein Spiegelbild fehlender Motivation. Ungebügelte weiße Ausgehblusen. Seefahrtabzeichen, welche nicht nur an falscher Stelle, sondern auch noch schief sitzend, offenbar lieblos angebracht waren.

Zudem fehlten unverhältnismäßig vielen Soldaten, nicht nur auf den von mir besichtigten Schiffen, das sogenannte Tätigkeitsabzeichen, welches die Zugehörigkeit zur Verwendungsgruppe erkennen lässt und einen Teil der vorschriftsmäßigen Uniform darstellt, auch Verwendungsreihenabzeichen oder ATN genannt.

siehe hierzu:

Verwendungabzeichen der Marine

So konnte und musste ich mit ansehen, wie sowohl Mannschaftsdienstgrade als auch Unteroffiziere im Range eines Maaten / Obermaaten (Unteroffizier / Stabsunteroffizier) ohne die vorschriftsmäßigen Tätigkeitsabzeichen an ihrer Uniform herumliefen.

Zu den fehlenden Tätigkeits-/Verwendungsreihenabzeichen kann es nur drei Gründe geben:

(I)

Entweder wurden diese einfach nicht angenäht, was an sich schon einen Verstoß gegen Dienstvorschriften darstellt. Auch Vorgesetzte sind hier entgegen der Dienstvorschriften offenbar wenig motiviert, diesen Mangel abstellen zu lassen. Dass wiederum, das stellt auch eine grobe Dienstverletzung dar.

(II)

Oder aber diese Soldatinnen und Soldaten haben Ihre Tätigkeitsfachlehrgänge schlichtweg nicht bestanden und man hat ihnen versagt, ihre sogenannte ATN zu tragen. Auch das stellt im weitesten Sinne eine Verletzung geltender Dienstvorschriften dar. Das ist dann ein weiteres, verherendes Indiz, dass entweder die fachliche Verwendungsreihenausbildung sehr schlecht ist, oder aber die Soldatinnen und Soldaten schlichtweg ungeeignet sind. Vom Letzteren gehe ich aber nicht aus.

(III)

Sollten diese beiden o.g. Punkte nichtzutreffend sein, bleibt nur der, dass die Personalführung der BW sehr verzweifelt ist, und Soldatinnen und Soldaten mit Unteroffiziersdienstgraden einstellt und diese ohne bestehenden abgeschlossenen Fachlehrgang in vorgesetzter Position einstellt.

Es versteht sich, dass ich auch hierzu Gespräche von Mariner zu Mariner geführt habe. Leider wurde hier alle drei Thesen bestätigt und das zeigt ein desolates Personalmanagement seitens der politischen Führung, allen voran die Bundesverteidigungsministerin.

Das bisher Geschriebene führt natürlich zu einer hohen Belastung der Soldatinnen und Soldaten, wie oben bereits geschildert, dass z.B. Schiffe lediglich mit Mindestbesatzung auslaufen müssen.

Hierzu unterhielt ich mich etwas intensiver mit einem Portepee-Unteroffizier, (mindestens Bootsmann/ Feldwebel) welcher bereits über langjährige Erfahrung verfügt. So schilderte dieser, dass es Viele vom seefahrenden Personal gibt, die von einem Schiff auf das nächste Schiff springen, um Dienstposten auf den Schiffen überhaupt zu besetzen. Meistens geschieht das im Falle von Elektronikspezialisten.

Hinzu kommen noch Berichte aus Eckernförde, wonach selbst Spezialeinheiten wie Kampfschwimmer und Minentaucher keine eigene Taucherübungshalle mehr zur Verfügung stünde, um in adäquater Weise

(I) unabdingbare, wichtige Trainingseinheiten zu absolvieren;

(II) Nachwuchs auszubilden

(III) den notwendigen, hohen Ausbildungsstand halten zu können.

Auch hier wird durch unverhältnismäßig hohe Fahrbelastungen nach Flensburg oder Neustadt der Führungsmangel seitens der ministerialen Ebene sehr deutlich.

Da ich alle Stützpunkte aus meiner aktiven Zeit kenne, weiß ich um deren Entfernung, Erreichbarkeit und kann die Belastung sehr gut einschätzen.

Mein Fazit ist erschreckend, ernüchternd ... Und ja, ich bin geschockt, was aus „meiner“ Marine geworden ist.

Ich bin der Meinung und Überzeugung, dass es sich hier um einen offensichtlichen Systemfehler handelt, welcher ausdrücklich auf absolute Inkompetenz von ministerialer Seite zurück zu führen ist.

Wer seine Soldatinnen und Soldaten derart missächtlich, ja fast schon verächtlich behandelt, braucht sich nicht zu wundern, wenn diese „nur noch Dienst nach Vorschrift“ machen (wollen). In Anbetracht von Generalverdächtigungen unter Missachtung jeglicher Fürsorgeverpflichtung ist das nicht überraschend.

So soll die Aussage eines Marinesoldaten am 10.06.2017 mir gegenüber lediglich exemplarisch für mehrere Ähnlich lautende Aussagen genannt werden (Zitat)

.... meine Zeit bis 2022 geht hoffentlich schnell vorbei ..... (Zitatende),und zeigt, dass die Stimmung in der Truppe von Demotivation geprägt ist.

Ein Appell meinerseits als Ex-Marinesoldat sei an dieser Stelle ausdrücklich an unsere Admiralität gerichtet:

Verhalten Sie sich endlich wie Offiziere, beweisen sie Rückgrat und setzen sie sich vorbehaltlos für die Soldatinnen und Soldaten ein. Hören Sie endlich auf, sich wie Politiker zu benehmen.

Ich bedauere aus tiefstem Herzen, wie unsere Soldatinnen und Soldaten der Marine derart verheizt werden.

Das haben sie definitiv nicht verdient!

Der einzelnen Soldatin und dem einzelnen Soldaten möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich keinen Vorwurf machen. Vielmehr können sie sich trotz obiger System-Kritik meiner Solidarität sicher sein.

Thomas Michael Rappers

OMT d.R.

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