Was kostet ein Mensch als Werbeträger? Allem Anschein nach weniger als ein gebrauchtes Fahrrad.
Den Luftballonclown kennt man mittlerweile. Schließlich ist er bunt und lustig. Nicht nur Kinder bleiben bei dem Enrico-Wiedergänger gerne stehen und staunen über seine mehr oder weniger kunstvoll geknoteten Luftballonwürste, die er an der Ecke Mariahilfer Straße/Neubaugasse feilbietet. Auch wenn ich das Geschäftsmodell weder verstehe noch nachvollziehen kann: Es muss sich rechnen. Sonst käme der Luftballonclown nicht so gut wie jeden Tag hierher.
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Am gleichen Eck rechnet sich aber noch etwas. Sonst stünde nämich auch der Sandwichmann nicht hier. Seit ein oder zwei Wochen ist er da. Täglich. Bei jedem Wetter. Eingepackt zwischen zwei Werbetafeln steht er in der Nähe der Bäckerei Mann, weist - nonverbal - den Weg zu einem Handys- oder internet- oder Wasauchimmerelektronikshop in der Seitengasse - und wird geflissentlich ignoriert. Zumindest ist mir noch nie aufgefallen, dass irgendjemand den Mann bewusst wahrnimmt. Ihn anspricht. Ihn etwas fragt. Oder mit einem „aha!“ im Gesicht die Richtung ändert - und flinken Fußes in den auf den Sandwichmann-Werbeplatten beworbenen Laden eilen würde.
Aber: Es wird sich rechnen. oder Frequenz bringen. Sonst würde der Betreiber des Shops den Sandwichmann nicht Tag für Tag auf die MaHü stellen. Und das hat jetzt nix mit dem Binsen-Stehsatz zu tun, dass jeder weiss, das die Hälfte des Geldes für Werbung rausgeschmissenes Geld ist - aber halt leider keiner sagen kann, welche Hälfte des Webebudgets.
Trotzdem irritiert mich dieser Werbeträger am Eck. Genauer gesagt: Er schockiert mich. Noch genauer: Nicht der Sandwichmann, sondern das, was er - mutmaßlich - für sein Dastehen bekommt. Oder eben nicht bekommt.
Denn es kann nicht nur nicht viel, sondern muss beschämend wenig sein: Die Kalkulation muss nämlich in etwa so aussehen: Das Hin- und Abstellen eines Menschn ist billiger, als ein gebrauchtes Fahrrad aus dem Not- oder Diebsgutverkaufs-Laden, drei Stück Deko-Kitsch vom Ein-Euro-Shop und eine Dose Farbe. Denn genau das ist die Werbemethode der Wahl von fast allen Mahü-Seitengassenläden, die ein bisserl Kundenverkehr zu sich ableiten wollen: Ein altes Fahrrad. Angehiaselt. Werbetafel drauf. Und dann hängt das Ding an einem strategisch günstig platzierten Fahrradabstellbügel oder Laternenmast.
Das bringt vermutlich genauso viel/wenig wie ein Mensch. Und beim gleichen Impact sticht die Höhe der Investition: Kostet das Fahrrad weniger als der Mensch, stell ich den Drahtesel hin. Find ich aber einen Menschen, der sich für noch weniger Geld in den Regen stellt, dann …
An dieser Stelle ist mir ein bisserl schlecht geworden. Denn: Wie scheisse muss es jemandem gehen, dass er so einen Job nicht nur annehmen muss - sondern ihn auch wochenlang macht.
Und dabei lächelt.
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