So, jetzt schieße ich mir ins Knie. Weil: Was jetzt kommt, ist ein No-Go. Schließlich verzeiht das Publikum nur eines nicht: Unsicherheit. Unentschlossenheit. Unentschiedenheit: Wer meint, was sagen zu haben , der braucht einen Standpunkt. Genau einen.
Nur: Ich weiß es halt nicht. Und dafür gibt es dann (und eh schon) von allen Seiten Watschen: Meine Trainerin sagt „Teilnehmen geht gar nicht“ - und verlangte, als ich das letzte Mal über Susanne Pumper schrieb, ausdrücklich NICHT zu/in dem Artikel verlinkt zu werden. Andere (Leistungs)-Sportler laufen mit - wollen aber „bitte keine gemeinsamen Fotos mit ihr“ veröffentlicht sehen. Dann gibt es die Masse. Die hält sich raus: „Solange die Stadt Wien mit ihr arbeitet: Warum soll ich mich bestrafen und auf den Lauf verzichten?“
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Und sind da die, die behaupten nichts davon zu wissen: Dass Susanne Pumper nicht nur seit 2012 wegen Dopings gesperrt ist, sondern auch Chefin des LCC ist - und dass ebenjener LCC vom Wiener Leichtathletikverband Ende Oktober dezidiert aufgefordert wurde, sich (im Einklang mit internationalen Anti-Doping-Spielregeln) von Pumper zu trennen: Überführten Dopern ist - salopp formuliert - jeder Kontakt zu „sauberen“ Sportlern verboten. Woraufhin der LCC prompt aus dem Verband austrat. De jure sind damit alle LCC-Athleten von allen Landes-, Staats- und sonstigen Meisterschaften abgemeldet. So weit so bekannt, grotesk und österreichisch. Siehe auch: https://www.fischundfleisch.at/blogs/sport/das-laufende-waldheimsyndrom.html
Nur ist es halt so, dass der LCC echt nette Volksläufer macht. Etwa den Silvesterlauf – http://www.lcc-wien.at/index.php?option=com_content&view=article&id=349:38-internationaler-wiener-silvesterlauf-des-lcc-wien-am-31122014&catid=42:lauf. Übermorgen. Also am Mittwoch (31.12.). Rund um den Ring. Ein Treffen mit Freunden.
Bloß: Darf man dort hin? Rechtfertigt, entschuldigt und legitimiert man damit nicht das System Pumper? Brüskiere ich damit nicht nur meine Trainerin, sondern stoßen Hobbysportler wie ich so nicht alle sauber trainierenden und (wett)kämpfenden Athletinnen und Athleten vor den Kopf?
Konterkariert man mit einem Start nicht jeden Anspruch auf Konsequenz und Rückgrat bei Menschen, die Scheisse gebaut haben? Stützt das nicht die Austro-Dreifaltigkeit aus „Mir-san-mir“, Sesselkleben und institutionalisiert-politischem Nicht-Rücktritt?
Noch globaler betrachet: Unterminiert ich mit meiner Teilnahme nicht jeden Versuch durch Druck von unten Bewusstsein und/oder gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen? Ist Wegschauen und Mitlaufen (weil es doch eh alle machen, es uns eigentlich nix angeht und ich als einzelner sowieso nix ändern kann) nicht auch das ewige und große Argument für das Versagen der vielzitierten Zivilgesellschaft? Funktionieren Kinderarbeit, despotische Systeme in Urlaubs- und anderen Ländern, Gewalt in der Wohnung nebenan, rassistische Rülpser in der U-Bahn, japanische Walfangflotten, undundund nicht genau deshalb? Weil: Wo hören Sport & Spaß auf - und wo beginnt das „echte“ Leben?
Andererseits: Siehe ganz oben. Der Silvesterlauf ist halt wirklich nett. Und ich habe den Startplatz schon vor Monaten von einer sehr guten Freundin geschenkt bekommen. Und etliche meiner Freunde laufen da mit - um unterwegs das vergangene Jahr zu rekapitulieren. Und über die Vorsätze/ Pläne fürs Neue Jahr zu reden. Was LäuferInnen von vielen anderen Leuten unterschiedet: Vorsätze setzen wir meist tatsächlich um.
Ganz ehrlich: Ich weiß heute, am 29.12., noch nicht, was ich übermorgen - am Mittwoch - tun werde.
Doch auch wenn ich heuer noch mitlaufen sollte: Es wird das letzte Mal gewesen sein. Weil die Fragen, die ich mir gerade selbst gestellt habe, schon die Antwort waren. Auch wenn ich sie eigentlich nicht hören wollte.
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