„Was wären die großen Erfolge ohne die kleinen?“ hieß es in der Werbung einst. Und wenn man nirgendwo gut genug ist, um auf’s Siegertreppchen zu kommen, muss man eben kreativ sein, um sich die Nische für den Sieg zu schaffen.
Ich war nie ein Leistungssportler. Und werde nie einer sein. Nicht in diesem Leben. Mittlerweile habe ich auch kapiert, dass ich wohl nie auf einem Stockerl stehen werde. Also auf einem Siegerstockerl:
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Ich gehöre - qua Alter und Gender - zu jenem Bevölkerungsteil, in dem es eine Unmenge an Leuten gibt, die in ihrer Jugend sportlich nicht nur aktiv waren, sondern genau das, was sie jetzt halt auch noch oder immer noch machen, systematisch trainiert haben. Oder etwas Anderes, etwas Ähnliches: Von dem, was da in jungen Jahren aufgebaut wurde, zehrt … und so weiter. Sie wissen, was ich meine.
Was Sie nicht wissen (können): Ich war als Jugendlicher in keinem Sportverein. Meine Eltern fanden Anderes wichtiger. Und in der Schule hatte ich einen bezaubernden Turnlehrer, der sich als ehemaliger Olympia-Volleyballer der CSSR irgendwann in den Westen absetzen konnte. Er spielte mit uns nie etwas Anderes als Völkerball, Sitzfußball und Volleyball. Im Sommer kam auch Fußball auf dem Schul-Sportplatz, der „Birkenwiese“ im Prater, dazu. Aber Reck? Ringe? Kasten? Hoch- oder Weitsprung? Nö. Nie. Als der gute Mann einmal krank war und der Schul-Schleiffer uns ein paar Wochen übernehmen (sollte), war der gefürchtete Drill-„Lehrer“ fassungslos. Eine 7. Klasse in der die Jungs nicht mal wussten, was „Felgaufschwung“ bedeutet: Als er erkannte, dass wir nicht unwillig, sondern unwissend waren, warf er das Handtuch. Niemand war ihm böse.
Heute sehe ich das ein bisserl anders. Nicht nur, weil ich meinen Körper gerne spüre, sondern auch, weil der Zeitgeist ein anderer ist. Und auch wenn ich für Spitzensport zu alt bin, wäre es manchmal doch ganz nett, bei irgendwelchen Volksläufen oder sonstigen Bewerben, nicht mit Ach und Krach gerade noch in der vorderen Hälfte des Klassements aufzuscheinen - in meiner Altersklasse. Aber weil es im Segment „männlich, 35+“ - und mittlerweile „männlich, 45+“ eben so viele Ex-Sportler gibt, habe ich mittlerweile halt akzeptiert, dass es das nicht mehr spielen wird. Nicht in diesem Leben. Nicht als Mann.
Denn unlängst jubelte eine gute Freundin: Bei einem nicht ganz kurzen und nicht ganz unbekannten Lauf war sie vierte ihrer Altersgruppe geworden. Obwohl sie langsamer als im Jahr davor gewesen war. Das Geheimnis: Sie war - eh klar - ein Jahr älter. Und in die nächste Altersgruppe gewechselt. Dort war sie bei den ganz jungen: In einem Starterinnenfeld von 150 Frauen unter 35 bei den Ältesten zu sein, oder bei den 40 über 35 zu den Jüngsten zu gehören, macht einen Unterschied. Und da in dieser/unserer Generation die Anzahl der Männer mit Sportvergangenheit höher als die der Frauen ist und weit mehr Männer über Jahre hinweg Freizeitsport betreiben, während Frauen in diesem Alter auch in dieser Generation noch mehr bei den Kindern … und so weiter.
Besagte Freundin hat seither jedenfalls ein neues Hobby: Pokale und Medaillen sammeln. Und Platzierungen: Sie startet bei kleinen Läufen. Und noch kleineren. Die, sagt sie, seien zum Einen oft lustiger und fast immer sympathischer, als viele Groß- und Mittelevents - und haben darüber hinaus noch einen Vorteil: Sie kommt auf Stockerl. Oder in die Top Ten. Zumindest in ihrer Altersklasse. Und auch wenn meine Freundin natürlich weiß, wieso das so ist: Sie freut sich trotzdem. Jubelt. Feiert. Und ist, sagt sie. dadurch motivierter, sich auch wieder größeren Zielen und Herausforderungen zu stellen.
Ich? Naja: Unter die besten 50 komme ich bei solchen Bewerben. Manchmal sogar in die Nähe der Top Ten. Aber mehr ist nicht.
Obwohl:
Vor ein paar Wochen wurde ich Neunter. In der Gesamtwertung. Plus: Sieger meiner Altersklasse. Und das in einem Wettkampf, für den ich gar nicht trainiert hatte - und bei dem ich eigentlich nur zum Spaß mitgemacht hatte: In Punta Skala, einem Ort nahe Zadar in Kroatien. Dort veranstaltete die Falkensteiner-Hotelgruppe die Kroatischen Triathlon-Staatsmeisterschaften.
Ich war eingeladen, mir Hotel und Event anzusehen: Die Falkensteiners haben nämlich erkannt, dass die Region (Dalmatien) sich in den Randzeiten zur Hauptsaison ganz hervorragend zu Laufen und Radfahren eignet - und wollen ein bisserl vom Mega-Trend der Lauf- und Rad-Trainingswochen auf diversen Mittelmeerinseln zu sich umleiten. Keine blöde Idee. Das dann PR-technisch mit einem Sportevent zu kombinieren, ist noch weniger blöd. Und ganz besonders un-blöd ist es, da einen Triathlon zu veranstalten. Denn der ist sowieso etwas, wovon sehr sehr viele Hobbysportler träumen: Es muss ja nicht gleich ein ganzer Ironman sein.
Ich wurde also Neunter. Diesen Satz zelebriere ich jetzt noch ein paar Mal, bevor ich zugebe, dass ich gar nicht beim Hauptbewerb erfolgreich war, sondern einer Nebendisziplin. Das ist eine lässliche Sünde: Wie viele Leute sagen, dass sie „beim Marathon“ mitgelaufen sind - und geben erst danach zu, dass sie nicht 42, nicht 21, sondern „nur“ 10 Kilometer gelaufen sind? Eben! (Was natürlich auch eine feine Leistung ist - aber halt kein Marathon.)
Ich wurde also Neunter. Beim Falkensteiner Punta Skala Triathlon. Und zwar im Duathlon. Genauer. Im Nano-Duathlon: Zwei Kilometer Laufen, sechs Radfahren, einer Laufen. Ja eh: Das sind Kindergartendistanzen. Und das Starterfeld war überschaubar. Aber: Es traten da auch echte Leistungssportler an. Und Menschen, die tatsächlich „harte“ Wettkämpfer sind. Ok: Die kamen fast alle vor mir an - oder hatten am Tag zuvor die hiesige Hauptdistanz beim Triathlon (die olympische nämlich) runtergebogen. Aber egal: Erfolg ist Erfolg.
Aber ich wollte mehr. Den ganzen Kuchen. Das Stockerl. Und erinnerte mich daran, was ein Bekannter der als Berater und Marketingfuzzi als Guru gilt predigt: „Du musst zuerst Bedarf schaffen. Einen Markt. Eine Nische - und wenn du die Nische selbst kreierst, deckt das von dir dazu entwickelte Produkt natürlich punktgenau den Bedarf ab.“
Ins Sportlerdasein übersetzt: Will ich Erfolg, brauche ich einen Bewerb ohne konkurrenzfähige Mitbewerber. Den gibt es nicht? Na dann bastle ich ihn eben selbst.
Also bastelte ich: Im „Iadera“, dem ziemlich sehr leiwanden Fünfsternehaus-mit-6000-Quadratmeter-Superspades mehrere Hotels und Residenzen umfassenden Punta-Skala-Komplexes, wohnten natürlich auch etliche Triathleten. Die Fahrräder, mit denen die bei einem Wettkampf antanzen, sind sauteuer. Gerne auch fünfstellig. Sowas lässt man nicht im Radkeller eines Hotels stehen - sondern nimmt es mit ins Zimmer. Doch wie kommt man dann in einem Hotel mit ein paar hundert Zimmern schnell vom Zimmer zum Startgelände (genau vor dem Haus)? Exakt: Am Rad. Im Hotel. Am Gang.
Natürlich rollten da alle vorsichtig und langsam. Und schoben, sobald ein anderer Gast in Sichtweite war, brav. Aber ich erkannte: Da kann man mehr draus machen. Man braucht nur eine Kamera mit Klemmhalterung - und ein bisserl Zeit für Blödsinn. Und - schwuppdiwupp - hatte ich „meinen“ Wettkampf aus dem Boden stampfen - und gewonnen. Souverän. Und solo. Der Hoteldirektor hat mir sogar gratuliert. ;)
Fotos 1, 3, 4 ©Falkensteiner Hotels & Residences
Fotos 2, 5 © Thomas Rottenberg