Bomber-Kafka do it again. Der Jahrhundertautor und diejenigen, die ihn umzubringen keine Gelegenheit fanden. Miszellen

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Vladimir Nabokov nannte ihn den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller seines Zeitalters, Rilke und Thomas Mann seien im Vergleich zu Kafka „Zwerge oder Gipsheilige“. Aber Arno Schmidt kannte Nabokov offenbar nicht.

Kafkas Schwestern wurden von den deutschen Barbaren ermordet. Es ist schwer vorstellbar, dass er diesen Mördern entkommen wäre.

Natürlich haben die Nazis ihn verboten, wie sie alles verboten haben, was gut war. Die deutsche Literatur, die in dieser Zeit in Deutschland entstand, war danach. „Innere Emigration“ ist ein Oxymoron. Opportunismus schmückt sich gratismutig mit der Not derjenigen, die alles aufgeben mussten.

Kafka entwarf unpathetische Höllenbilder, aber Auschwitz konnte er sich nicht vorstellen. Die Opfer ahnten nicht, wie verkommen die Täter sein würden. „In der Strafkolonie“ kennt bei aller Grausamkeit nicht die anonyme Massenmordkultur der Deutschen.

Kafka, ein Kritiker der Bürokratie? Einerseits ja, auch wenn dies der simpelste Ansatz der Deutung ist und, andererseits, übersieht, dass er auch ein Teil dieser Bürokratie war und sich mit den Scheußlichkeiten der Industrialisierung befassen musste: Arbeitsschutz gab es nur, wenn die Fabrikenbesitzer in Böhmen für diesen zahlen wollten. Mittendrin als hilfloser Mahner: Der Dr. Kafka von der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt. Dr. Kafka wurde Zeuge der Vernichtung bei der Arbeit, nicht der Vernichtung durch Arbeit.

„Arbeit macht frei“ als zynischer Willkommensgruß vor dem Eintritt in die Hölle: In diesem Spruch wird der Zynismus der Barbaren ebenso deutlich wie der sehr deutsche Zwangscharakter, der auch heute noch nicht ruhen kann, wenn er zu ahnen meint, dass es in der Welt der Menschen Menschen gibt, die essen ohne zu arbeiten. Seine Parodie wie sein Gegenentwurf ist Gregor Samsa, der einfach liegen bleibt.

Hitler und Kafka waren fast gleichaltrig, über den Hitler-Ludendorff-Putsch wird Kafka gelesen haben. In der true-crime-Buchreihe „Außenseiter der Gesellschaft“, die ab 1924 im Verlag „Die Schmiede“ erschien, schrieb Leo Lania über den Putsch, doch viel lieber würde ich einen Text Kafkas lesen. So unwahrscheinlich ist das nicht, denn 3 der insgesamt 14 Autoren kannte er persönlich und wer weiß, ob nicht einer davon (Ernst Weiß? Kisch? Hermann Ungar?) ihn dazu hätte überreden können. Aber einen Hitler, diesen ebenso lächerlichen wie brutalen Trottel, den die Deutschen und ihre Vorschreiber (Fest, Speer) aus naheliegenden Interessen dämonisieren, beschreiben zu müssen, hätte er sich vielleicht geweigert.

Sechs Jahre nach Kafkas Tod trat seine letzte Liebe, Dora Diamant, in die KPD ein. Mit gefällt der Gedanke, dass Kafka, hätte er bis dahin überlebt, dies ebenfalls getan hätte.

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Aron Sperber

Aron Sperber bewertete diesen Eintrag 08.06.2024 08:59:19

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