Video: Das geknechtete Ich bettelt 1974 um Almosen

„Hey Boß, ich brauch mehr Geld“ ist als Anbiederei ans Kapital, das durch die "illegalen" migrantischen Streiks bei Ford 1973 und durch die Forderung der ÖTV nach 15% mehr Lohn im Februar 1974 zutiefst verunsichert gewesen sein muss, seiner Zeit weit voraus. Gelang es bei ersteren noch, sie durch eine konzertierte Aktion aus "Bild"-Pressterror und Entsolidarisierung (was die Streikenden darüber belehrte, dass "Identität" etwas ist, das man sich nicht wählt, sondern in das man gedrängt wird) niederzuschlagen, erreichte die ÖTV nach einem Streik 11% Lohnerhöhung.

Gabriels Song-Ich dagegen versucht seinen Lohn individuell auszuhandeln, indem es auf seinen Arbeitswillen und seinen Präsentismus verweist, welche es auszeichnen. Mit diesem Versuch individuellen Verhandelns nimmt er die Ideen der "Österreichischen Schule" auf, die auch in der heutigen Krise des Spätkapitalismus den maroden Laden retten sollen. Der argentinische Clown Milei ist nur ein Beispiel für das Wunschdenken, es könne mit dem entfesselten Kapitalismus endlich einmal klappen, auch in der gerade durch Presse und Merz gepuhsten AfD finden sich libertäre Strömungen und die afd-nahe Hayek-Gesellschaft veröffentlichte vor einem Jahr einen "Impuls"-Text mit dem bezeichnenden Titel "Der gewerkschaftliche Streik – ein archaisches Relikt."

Die Libertären würden Gabriels Text aber wahrscheinlich dahingehend ändern, dass nun darum gebettelt wird, den Lohn wenigstens nicht zu kürzen. Irgendwen, den man für die Lohneinbußen verantwortlich machen kann (Einwanderer, Dragqueens, "Globalisten" ), wird man schon finden.

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Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 06.02.2025 22:29:34

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