Man kennt die Bilder: „Ungeimpft“ steht in dem Judenstern, den Demonstranten gegen die Coronamaßnahmen tragen, in Sträflingskostüm und mit dem Schild „Maske macht frei“ trat ein Mann in Köln auf und in Karlsruhe verglich sich ein Mädchen mit Anne Frank, weil es seine Geburtstagsfeier heimlich hatte feiern müssen. Zwar drohte ihr nicht der Tod in Bergen-Belsen, sondern allenfalls ihren Eltern ein Bußgeld, aber man nimmt es derzeit nicht so genau, wenn man darauf hinweisen will, dass man als Deutscher ganz besonders leidet, wenn man dazu gebracht werden soll, Rücksicht auf andere zu nehmen. Und so fühlte sich auch in Hannover eine Rednerin „wie Sophie Scholl“ und wurde in der Folge nur im Internet verspottet, nicht aber vom Volksgerichtshof verurteilt. Der aber erlebte, so ein Blog gegen „Coronoia“, seine Wiederkehr als Bayerischer Verwaltungsgerichtshof, da säßen nämlich „Freislers Erben“.
Die Häufung mag auf den ersten Blick erstaunen, wird aber verständlich, wenn man diese Relativierungen nicht als Mittel, sondern als Zweck der zahlreichen Demonstrationen ansieht. Die „Querdenker“ wären demnach eine deutschnationale Erweckungsbewegung, die darum kämpft, den von Nazis beschworenen „Schuldkult“, bei dem es sich immer schon um einen Mythos gehandelt hat, zu überwinden. Denn wenn die Shoah nichts anderes ist als ein schweigend verbrachter Kindergeburtstag, kann sie getrost als eine von vielen kleineren Katastrophen verbucht werden, die es in der Menschheitsgeschichte immer schon gegeben hat. Ist passiert, kann man nichts dran ändern, aber wir machen jetzt weiter. Ist es ein Wunder, dass sich Nazis an diese „Bewegung“ anschließen, da sie ahnen, dass da nicht quer, sondern stramm geradeaus gedacht wird?