Die „Sezession“, Götz Kubitscheks launiges Monatsmagazin für Nazis mit Abitur, ist das Organ des „Flügels“ in der AfD, und in der AfD ist der Flügel die herrschende Strömung. Es ist daher von einiger Bedeutung, wenn in gleich zwei Artikeln auf der dazugehörigen Internetseite Position bezogen wird zu Israel und zum Antisemitismus. Den Anfang machte am 30. Januar Martin Lichtmesz, der Israel als „verspäteten Siedler- und Kolonialstaat“ bezeichnet und den eigentlichen Grund seiner Existenz, das deutsche Menschheitsverbrechen, nur in einem Zitat (als „Zuflucht der Überlebenden des Holocaust" ) erwähnt. Die israelfreundlichen Positionen in der deutschen Rechten fertigt Lichtmesz unter strategischen Gesichtspunkten ab: „Politisch gesehen“ sei „der Ertrag der betont philosemitischen, pro-israelischen Linie gering“, das Werben um Sympathie vergeblich und nachgerade „unwürdig“ sei es, „ständig um Sympathiebekundungen, Absolutionen oder Koscher-Zertifikate (sic!) zu betteln“. Am Ende seines Textes entdeckt Lichtmesz dann doch noch Positives am jüdischen Staat, nämlich den „Vorrang der jüdischen Interessen in Israel“, dem er einen Modellcharakter für Deutschland zuspricht, um den Weg zu einer „Neuorientierung und Abwendung von globalistischen Marschrichtungen“ (man sollte sich vor Augen führen, dass der Begrif „Globalismus“ im Jargon dieser Leute stets einen antisemitischen Unterton hat), hin zum „kulturellen Primat (und damit die Bevorzugung) des Mehrheits- und Staatsvolkes“ zu finden. Eine beeindruckende Volte: Der Staat, den es ohne die Verbrechen des deutschen Nationalismus nicht gäbe, soll nun den deutschen Nationalismus neu befeuern und als Garant dafür dienen, dass den Nachfahren des deutschen Tätervolks bei der Geburt bereits Privilegien verliehen werden.

In einem weiteren Artikel verwirft Caroline Sommerfeld am 1.2.20 die Vorstellung, es gebe ein „christlich-jüdisches Abendland“, indem sie sich auf den den neurechten Ideologen Weißmann („die Trennung beider lag im Plan Gottes“ ) beruft. Damit werde auch das Bestreben von Teilen der AfD, die „sich (...) einen strategischen Vorsprung verschaffen wollen“, indem sie, an der Seite der USA, als Verteidiger eines christlich-jüdischen Abendlands auftreten, überflüssig, zumal sich Israel – ihrer Interpretation zufolge – eher in Richtung Russland orientiere. Denn an der Seite Russlands stehe die AfD, so muss man wohl ergänzen, eh.

Fasst man die Aussagen der Texte zusammen, so sehen beide Autoren weder einen innen- noch einen außenpolitischen Gewinn für die AfD, wenn sie eine forciert israelfreundliche Politik betreibt. Wie und ob sich diese Vorgaben der beiden, um sie euphemistisch so zu benennen: „Vordenker“ auswirken, wird sich zeigen. Wer aber bei der Bekämpfung des wachsenden Antisemitismus auf die AfD setzt, sollte sich auf Enttäuschungen gefasst machen.

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