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Ein „repressives Dogma“ beklagt die Journalistin Susan Witt-Stahl im „newsletter 3/24“ der nicht mehr existenten Zeitschrift „melodie & rhythmus“ und macht auf palästinensische Künstler aufmerksam, deren Schaffen von einer „Haltung unerschütterlicher Ausdauer des palästinensischen Kollektivs“ künde resp. von den „künstlerischen Stimmen der geschundenen Kolonisierten in Palästina“.

Dass der Existenzkampf Israels zum Kapitel in der Kolonialgeschichte umgedeutet wird, ist ebenso befremdlich wie die Erwähnung des Films „inglorious basterds“, der eine „neue deutsche ideologische Verrenkung zur Konsumierbarmachung von Gräueltaten“ ausgelöst habe, in deren Folge man die Palästinenser als „Nazis deklariere“, um die „Lizenz zum Massenmord“ zu erteilen, da man „den Unterdrückten (…) die Absicht“ unterstelle, „Dinge zu tun, die vor 80 Jahren tatsächlich (…) von Deutschen getan wurden.“ Und mag es auch zutreffen, dass die Stilisierung der Palästinenser zum „Tätervolk“ (so gelesen bei einem kasseler Bahamas-Autor) allzu offensichtlich dazu dienen soll, deutsche Verbrechen zu relativieren, bleibt Judenmord doch Judenmord und der Versuch, den Pogrom vom 7.10. als antikoloniale Befreiungsaktion zu deuten, allemal irritierend, ebenso irritierend wie jener, Israel eine „White-Supremacy-Ideologie“ zu unterstellen. Völlig absurd gerät schließlich der Vorwurf, der „aggressive deutsche Imperialismus“ strecke – durch Waffenlieferungen – militärisch „seine Fühler (…) bis hinein in den Nahen Osten“ aus. Vermutlich sollen die friedensbewegten Deutschen dazu gebracht werden, die kriegerischen Aktionen von Hamas & Hisbollah & Iran als Befreiungsaktionen Kolonisierter erst kleinzureden und dann auch gutzuheißen. Und als wäre das nicht schon ein hinreichender Anlass, von einer antisemitischen Querfront zu sprechen, da es auch von der AfD vielfältige Verbindungen zu Russland und damit auch zum Iran gibt, schreibt Witt-Stahl von der „dümmlich-infantilen Staatsantifaparole Bunt statt braun“ und übernimmt mit „Staatsantifaschismus“ einen Begriff, den ausgerechnet der antideutsche Bahamas-Autor Sören Pünjer verwendet. Mehr noch: Pünjer (im Eröffnungsstatement zur Podiumsdiskussion „Linke Perspektiven auf die AFD“ am 26. Juli 2024 in Leipzig) nennt die Antifa eine „Vorfeldorganisation des Verfassungsschutzes“, während Witt-Stahl auf „Antifa-Punker“ als Propagandisten „verordneter Israelharmonie“ und eines „imperialen Überlegenheitsgefühls“ (Israels? wirklich?) schimpft. Es sind solche Texte sich nicht nur ideologisch, sondern auch deswegen so ähnlich, weil sie stets sehr deutsch, also sehr langweilig sich lesen: Ellenlange Begründungen, warum die Hamas irgendwie fortschrittlich sei, ebenso wie ellenlange Texte über das „islamische Weltzerstörungsprojekt“ (Wertmüller, Bahamas 95). In beiden Fällen wird die Sehnsucht deutlich, an der deutschen Tätervolksfront mitkämpfen zu dürfen, wenn auch derzeit noch in unterschiedlichen Regimentern.

Witt-Stahl, um auch das zu erwähnen, hat gerade einen Sammelband über den „Bandera-Komplex“ resp. den „ukrainischen Faschismus“ herausgegeben. Das wird den kriegsmüden – müde eines Krieges, den sie selbst nicht führen – Deutschen, die den 3. Weltkrieg allein schon deswegen verhindern wollen, weil er diesmal eventuell gar nicht von ihnen ausgeht, gewiss gefallen: Lieber in den Querfronten kuscheln als an der Ostfront fallen.

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Matt Elger

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GansNetter

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Aron Sperber

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