Am 14.4.2022 spielte Eintracht Frankfurt im Viertelfinale der Europa League beim FC Barcelona. Im Vorlauf des Spiels hatten sich viele der Eintrachtfans Tickets aus dem Kontingent der Heimfans gesichert, wodurch es ihnen gelang, aus dem Auswärts- ein Heimspiel zumachen. Ob auch die einheitlich weiße Kleidung der hessischen Fans dabei half, das Heimteam so zu verunsichern, dass es 2:3 verlor? Die Eintracht gewann im selben Jahr sensationell (als bislang einziges deutsches Team in diesem Jahrtausend, sieht man von den übermächtigen Bayern ab) den Europapokal.
So wie der FC Barcelona vor anderthalb Jahren muss sich auch die deutsche Nationalmannnschaft am vergangenen Samstag gefühlt haben, da ein nicht geringer Teil der Karten in Berlin an Fans der türkischen Nationalmannschaft verkauft worden sein musste, die ebenfalls einen 3:2-Auswärtssieg bejubeln konnten, wozu auch ein seltsames Abwehrverhalten des deutschen Teams und eine etwas fragwürdige Elfmeterentscheidung beitrugen. Oder lag es doch am Pfeifen der Gästefans? Allerdings sollten Fußballmillionäre in der Lage sein, äußerem Druck standzuhalten, sie stehen ja nicht das erste Mal auf dem Platz.
Trotzdem kam die deutsche Nation, für die ein Fußballspiel ähnlich bedeutungsvoll zu sein scheint wie für die Fans des türkischen Teams, in ihrem Zentralorgan "Bild" ins Grübeln: "Skandal oder egal?" fragte es, während irgendwelche Internetirren bereits ihren Verschwörungsmythos vom "großen Austausch" bestätigt sahen. Auch Hans-Georg Maaßen, ein Rechter, der es an die Spitze des deutschen Inlandsgeheimdienstes geschafft hatte, erkannte messerscharf, dass "die Deutschen" nicht nur ein Fußballspiel, sondern "ihr Land verlieren". Im selben Interview mit dem rechten Blogger Wallasch, behauptete er, İlkay Gündoğan, der Kapitän der deutschen Mannschaft, stamme "aus der Türkei". Das ist falsch, er wurde, ebenso wie Kaan Ayhan, der Kapitän der türkischen Mannschaft, in Gelsenkirchen geboren. Vielleicht illustriert diese Tatsache am ehesten einen der Hauptbeweggründe für Rassismus: Am Menschen, der als fremd gelesen wird, stört nicht das vermeintlich Fremde, sondern dass er auch nicht viel anders ist als man selbst. Ihnen allen und ihrem dumpfen Provinzialismus sei das Lied von Georg Kreisler gewidmet.