Große Koalition der Streberlümmel von der letzten Bank oder: Zum Abschluss freigegeben

Vorgestern twitterte der sozialdemokratische Herausgeber des „Freitag“, Jakob Augstein, dass der Mittwoch den „Einstieg in den Corona-Staat“ markiere, u.a. da die Bundesregierung nur eine schrittweise und verzögerte Öffnung der Schulen empfahl. Das brachte Augstein in Rage: „Die größten Lasten tragen jetzt die Schwächsten der Gesellschaft –nämlich die Kinder, denen man die Schulbildung unmöglich macht.“ Offenbar ist ihm entgangen, dass der Unterricht in anderer Form durchaus stattfindet, nur eben so, dass eine Gefährdung aller Beteiligten weitgehend ausgeschlossen ist. Aber verstehen kann man ihn: wenn seine Kinder seine hohle Geschwätzigkeit geerbt haben, wird er es kaum länger mit ihnen aushalten. Und sie es nicht mit ihm.

Aber seine Klage blieb nicht ungehört und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin „Babyface“ Laschet, verkündete, dass in der folgenden Woche die Schulen für die Abschlussklassen wieder geöffnet werden sollen. Damit ignorierte er alle Vorschläge, von Prüfungen, welche die Gesundheit von Angehörigen und Lehrern gefährden, lieber abzusehen. Das passt zu einem Staat, in dem Noten immer noch eine Art Fetisch darstellen, ohne dass deren Zustandekommen in irgendeiner Form kritisiert wird. Und während die Pädagog*innen in meinem Umfeld über dieses gewollte Spiel mit dem Leben vieler Menschen nur entsetzt den Kopf schüttelten, las ich, dass Laschet in seiner Zeit als Lehrbeauftragter an der RWTH Aachen nach dem Verlust von Klausuren auch Noten an Studierende vergab, welche diese Klausuren gar nicht mitgeschrieben hatten. Prüfungen, demonstrierte er mit seiner kreativen Vorgehensweise, sind also im Zweifelsfall doch nicht so wichtig. Schade, dass Laschet nicht clever genug ist, von Laschet zu lernen.

Nun läuft auf Twitter #SchulboykottNRW heiß und schon stößt zur Koalition von Augstein und Laschet der AfD-Landtagsabgeordnete Sven Tritschler und vermeldet: „Jetzt gibt es für die Schneeflöckchen endlich einen Grund, nicht nur am Freitag zu schwänzen. Wer unbedingt seinen Abschluss entwerten will, soll das machen, aber nicht den ganzen Jahrgang in Haftung nehmen!“ Ganz anders Tritschler, der sein Abitur dadurch aufwertete, dass er ein Jurastudium abbrach. Aber er hat natürlich Recht: Es ist immer ein erhebender Anblick, wenn junge Menschen ihren Eltern und Großeltern das mit großen Mühen erworbene Abitur präsentieren. Dabei kann es nur eine untergeordnete Rolle spielen, ob die dann noch leben.

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