Es sei, schrieb Max Goldt vor 20 Jahren, die Bildzeitung ein "Organ der Niedertracht", ihre Redakteure seien "schlechte Menschen, die Falsches tun" und "gesellschaftlich absolut inakzeptabel". Wer diese Aussage für übertrieben hält, schaue auf deren Internetseite oder nein, er lasse es lieber: Gestern wurden 5 tote Kinder in einer Wohnung in Solingen gefunden, ihre Mutter, die im Verdacht steht, sie getötet zu haben, versuchte später sich umzubringen, ein sechstes Kind überlebte. Allein 5 Berichte auf der Seite behandeln dieses Thema, ein "Livestream" wird von der Pressekonferenz gesendet, ein "Profiler" darf über Kindstötungen spekulieren, ein weiterer Reporter berichtet über ein "Hilfeangebot der Polizei", das nicht angenommen worden sei. Man sieht auch einen Flur, auf dem ein Kinderfahrrad und ein Schuhregal stehen, und dazu die Frage, was denn der überlebende Junge mitbekommen habe. Der Horror, den ein Kind vielleicht miterlebt hat, dient der Leserlockung.
Aber es geht immer noch etwas schmieriger, immer noch etwas widerwärtiger in der Onlinehölle des Boulevard, daher wird im fünften Beitrag das Gesicht eines Jungen unverpixelt gezeigt, der mit diesem überlebenden Kind telefoniert habe. Und weil es diese Einblicke in eine Kinderseele sein könnten, die den Voyeurismus der Leser am meisten kitzeln, muss man, wenn man genau wissen will, wie ein Kind redet, das gerade seine Geschwister verloren hat, das kostenpflichtige "bildplus" in Anspruch nehmen.
Was müssen das für Menschen sein, die zwei Kinder schutzlos dem digitalen Mob ausliefern, um mit toten Geld zu verdienen? Es sind Menschen, die bei der größten Zeitung des Landes arbeiten. Ich gönne jedem von ihnen die Arbeitslosigkeit und dem Jaucheblatt das rasche Ende.
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