Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist, laut Auskunft des Webblogs „Achse der Guten“, auf dem er mehr oder weniger regelmäßig veröffentlicht, „Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Geriater und apl. Professor für Psychiatrie“. In dieser Eigenschaft fiel er mir das erste Mal auf, als er dem toten Attentäter von Hanau eine Ferndiagnose ausstellte: Er sei, das könne man an seinem „Manifest“ glasklar erkennen, kein rechter rassistischer Killer, sondern lediglich ein psychisch kranker Amokläufer. Nun mag man staunen über einen Psychiater, der behauptet, an Toten Diagnosen vornehmen zu können, aber das Genre der Apologetik rechter Killer wird nicht nur bei der „Achse“ rege nachgefragt.

Neu sind allerdings Meins‘ Forschungen im Bereich der Sportwissenschaft und Rassenkunde: Am 4.12. veröffentlichte er eine Abhandlung über die Frage, warum es, angeblich, keine BPoC als Weltklassetorhüter im Fußball gebe. Nun mag man fragen, mit welchem Blick derjenige diesen Sport betrachtet, dem die Hautfarbe der Spieler wichtiger ist als das Ergebnis oder gar die Schönheit des Spiels, aber genau dieser Blick ist ja das, was einen Rassenkundler, als den wir Meins jetzt kennenlernen werden, einzig interessiert.

Ausgehend von einer wissenschaftlichen Untersuchung über „racist stacking“, ein Begriff, der Professor Meins aber nicht weiter interessiert, entwickelt dieser „fachlich Vorbelastete“, zu dem er dadurch geworden ist, dass er „in jungen Jahren das Tor einer Jugendnationalmannschaft gehütet“ habe ( zwar nicht im Fußball, sondern im Hockey, aber ein Ball war immerhin mit im Spiel ), seine Antwort auf die Frage, warum es recht wenige farbige Torhüter in der Bundesliga gebe. Und sehr bereitwillig begibt sich der Herr Professor auf das, was er „vermintes Gelände“ nennt, und lässt sich über die „speziellen kognitiven Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere als Fußball-Torhüter“ aus und kommt dann zu dem erwartbaren Ergebnis, dass dabei „die Schwarzen schlechter abschneiden könnten.“ Und er diagnostiziert als Voraussetzung für die Torwartkarriere „eine besondere Fähigkeit zur Antizipation“ und weiter, dass „das kognitive Tempo auch bei bestimmten anderen, etwas komplexeren Anforderungen möglichst hoch sein“ sollte, Anforderungen also, denen Schwarze offenbar nicht gewachsen sind.

Hat man das nicht immer schon gewusst? Seine Leserschaft versteht ihn, zum Beispiel ein „Gus Schiller“: „Jeder macht halt das, was er am Besten kann. Weiße sind Vorstand, Trainer, Keeper. Schwarze sind Sprinter und braune sind Messerer. So hat jeder seine Aufgabe auf der Welt.“ Oder „L.Bauer“: „Wie in der Studie (sic! T.S. ) treffend beschrieben, es fehlt an den kognitiven Fähigkeiten. Die können Marathon laufen, schnell sein, hoch und weit springen, aber für komplexere Dinge sind sie einfach nicht gemacht.“ Für die komplexe Einsicht, dass im hochkomplexen Mannschaftssport Fußball auf allen Positionen Antizipationsfähigkeit ebenso notwendig ist wie ein hohes kognitives Tempo, fehlen dem Hobbysportwissenschaftler Meins und seinen Adepten offenbar die kognitiven Fähigkeiten. Geradezu überfordern würde sie die Einsicht, dass zu viel Nachdenken beim Torwartspiel nur hinderlich sein kann. Ist Nachdenken also etwas, das man bei Weißen seltener findet als die Bereitschaft, Vertretern bizarrer Rassentheorien alles zu glauben, wenn sie ihnen das erzählen, was sie gerne hören wollen?

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sisterect

sisterect bewertete diesen Eintrag 13.12.2022 20:48:47

Aron Sperber

Aron Sperber bewertete diesen Eintrag 09.12.2022 07:16:35

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