Gestern kommentierte ein "Zaungast" meine Arbeitshypothese,es sammele sich das deutsche Nazispektrum in der AfD, mit dem folgenden Satz: "Und noch was: die Nazikeule ist sowas von abgenützt, inzwischen hat sie dank linkslinker Agitationen, in denen sie exzessiv genutzt wurde, Zahnstochergrösse...." Was er sagen will, ist wohl folgendes: Je öfter man darauf hinweist, dass Nazis sich wie Nazis verhalten und Rechte wie Rechte reden, um so weniger hören diese zu. Natürlich könnten sie auch argumentieren, sich abgrenzen, differenzieren, aber all das würde wohl diese Klientel überfordern. Also greift sie zu der kindischen Metapher von der "Nazikeule" und geriert sich als Opfer: Oh weh, man haut auf uns drauf, nur weil wir eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" fordern, weg von der Zeit, die doch eh nur ein "Vogelschiss" gewesen ist und nicht das deutsche Menschheitsverbrechen, wie kann man denn so etwas mit uns machen, das ist böse, das ist gewalttätig und wir sind doch alles, nur keine Nazis ...undsoweiter.
So lächerlich dieses Gebaren, so sehr dient es dazu, Aufklärung über die Verbindungen zwischen AfD und Rechtsextremen zu verhindern. Und nicht von ungefähr klingt in diesem Begriff auch die "Moralkeule" an, als welche sich Auschwitz nicht eigne, geschweige denn als "Einschüchterungsmittel" oder "Drohroutine", wie Martin Walser 1998 in seiner Rede in der Paulskirche behauptete. Hier wird die Opferhaltung auf geradezu groteske Art eingeübt, da Walser suggeriert, dunkle Mächte versuchten die Deutschen immer wieder an ihre Verbrechen zu erinnern, um sie damit einzuschüchtern. Dass diese Behauptung einem Vergleich mit der Realität - nämlich der nachgerade lächerlich zaghaften Verfolgung der Naziverbrechen, der schnellen Integration der Deutschen in die Nachkriegsordnung, ihrem unbestrittenen Reichtum, den sie auch dem londoner Schuldenabkommen von 1953 verdankten - nicht standhält, muss nicht diskutiert werden.
Gemeinsam ist beiden Begriffen - Nazi- wie Moralkeule -, dass sie dazu dienen aus den Tätern Opfer zu machen, die sich bereits dann angegriffen fühlen, wenn man sie an ihre Taten erinnert. Es ist also an der Zeit, sich von diesen Begriffen zu verabschieden. Sie taugen nichts.