Ein Mann wird amerikanischer Präsident, der verkündet, es gebe (per Dekret?) ab sofort nur noch zwei Geschlechter. Weiterhin, erzählt dieser Mann, plane er die Besiedelung des Mars. Die Besiedelung seines Landes durch Unerwünschte werde er beenden, ebenso wie das Recht auf die amerikanische Staatsbürgerschaft, das die Kinder „Illegaler“ bislang hatten. Als er dann noch die Verluste beklagt, welche die wohlhabendsten Bürger seines Landes durch die Waldbrände in Kalifornien erlitten hätten, und sein Überleben eines Attentats als das Ergebnis einer göttlichen Fügung bezeichnet, drehe ich, weil niemand lacht, sondern alle aufstehen, um zu applaudieren, die Übertragung ab.
Über Fragen der Staatsbürgerschaft machte sich bereits der „Bild“-Kommentator Stefan Schlagenhaufer am 26.12.24 seine Gedanken: „Schade um den deutschen Pass. Eine der weltweit angesehensten Staatsbürgerschaften scheint zurzeit unter Wert vergeben zu werden. Turbo-Einbürgerung heißt dieses von der Ampel geschaffene Verramschen.“ „Unter Wert“, so Schlagenhaufer, werde die Staatsbürgerschaft vergeben, wenn sie alle hergelaufenen Hergelaufenen erwerben und nicht nur die, die sie sich dadurch verdienen, dass sie von den richtigen Eltern geboren werden. „Blitz-Bürger“ sind für ihn diejenigen, die 5 Jahre darauf warten müssen, was anderen in den 5 Minuten der Geburt zugeteilt wird. Wo kämen wir auch hin, wenn jeder, der fleißig Deutsch lernt und arbeitet, einfach so Deutscher werden darf? „Deshalb muss die Turbo-Einbürgerung abgeschafft werden. Und zwar im Turbo-Tempo.“ Lasst aus 5 wieder 50 Jahre werden. Oder 500. Wir haben nichts zu verlieren außer unserem Deutschsein und wenn Brecht schrieb, der Pass sei der edelste Teil des Menschen, hat er das garantiert nicht ironisch gemeint. „Hoffentlich vergisst der mögliche Wahlsieger Friedrich Merz das nicht, wenn er mit SPD oder Grünen über Koalitionen mit der Union verhandelt.“ Oder mit der AfD, deren Diffamierung von Einbürgerungen als „Verramschen“ des deutschen Passes der Bild-Mann kommentarlos übernimmt. Die Gefahr geht nicht von den Nazis aus, sondern von den Bürgerlichen, die sie für ihren Machterhalt für unverzichtbar halten.
Weswegen der Kanzlerkandidat der CDU, Merz, am 5.1.25 von der Möglichkeit faselte, Eingebürgerten die deutsche Staatsangehörigkeit wieder zu entziehen, „wenn wir erkennen, dass wir bei straffällig werdenden Personen einen Fehler gemacht haben“. Das „wir“ ist ebenso vage wie der Begriff „straffällig“ (Böllerwurf? Schulhofprügelei? Schwarzfahren?), passt aber gerade deswegen zu Sellners Remigrationsphantasien, die correctiv publik machte und in denen ebenso vage von „nicht assimilierten“ Deutschen die Rede war. Die Willkür ist die Vorstufe zur Rechtlosigkeit. Aber die Gefahr geht nicht von den Nazis aus, sondern von den Bürgerlichen, die sie – ach so, das habe ich schon erwähnt.
Das ganze Elend der kapitalistischen Jetztzeit und die Zurichtung ihrer Insassen auf die faschistische Perspektive wird im Titel „Reich werden mit Donald Trump“ der Zeitschrift „focus money“ sichtbar. Und mehr als verwunderlich ist, dass es nicht nur Menschen gibt, die solche Titelzeilen aushecken, sondern auch andere, welche die damit beworbene Zeitschrift allen Ernstes lesen (so gesehen in der Stadtbücherei von M., 18.1.25, ca. 13.30 Uhr).