Bürgertum und Faschos marschieren weiter gemeinsam, munter Hand in Hand: Die Bild-Zeitung, das Sprachrohr eines offenbar komplett wehrlosen Volkes, bejammert unter der Headline „Schiebt diese Familie endlich ab!“ die Anwesenheit von fremdländischen Kleinkriminellen im Duktus des Schauerromans: „Wie viel Angst müssen wir vor dieser Familie noch haben? Wie lange müssen wir noch ertragen (…)? Und was muss noch passieren (…)? Muss es erst Tote geben?“ Kurzerhand wird aus Stuttgart, einer Stadt von 600000 Einwohnern, in der „diese Familie“ lebt, ein Kaff, das von einer Familie allein in seiner „Sicherheit gefährdet“ wird. Ein absurdes Schauspiel, das von der AfD-Fraktion in Stuttgart inspiriert zu sein scheint: „Khalil H. und die Illusion der Integration“ lautete vor Wochen die Überschrift des entsprechenden Beitrags auf der Homepage der schwäbischen Faschisten. Und wenn auch der „focus“ den Bild-Artikel aufgreift („Syrische Familie terrorisiert Stuttgart“ ) klappt das Zusammenspiel zwischen faschistischen Protagonisten und ihren bürgerlichen fellow travellers wie geschmiert.
Am selben Tag vermeldete welt.de, die AfD setze „im Wahlkampf voll auf das Thema Migration“. Verwundert es irgendjemanden, dass bei einer Pressekonferenz zum Wahlprogramm Weidel der CDU vorwarf, sie schreibe in der Migrationspolitik aus dem AfD-Programm ab? Denn reicht man den Faschos den kleinen Finger, nehmen sie die ganze Hand: Nachdem in der Woche vor den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen die Ampel ihren Plan, so genannte „Dublin“-Flüchtlinge dürften nur „Brot, Bett und Seife“ erhalten, verbreitete, fordert die AfD jetzt, diese verfassungswidrige Schikane, welche die sadistischen Phantasien wildgewordener Kleinbürger befriedigen soll, auf alle Geflüchteten anzuwenden. Bürgergeld solle es nur für Deutsche geben.
Es muss ein Genuss sein, die bürgerlichen Parteien vor sich herzutreiben. Gestern titelte Kolumnist Harald Martenstein, der aussieht wie ein Sozialkundelehrer, der jeden Moment zu weinen anfangen könnte, es sei der einzige Sinn der „Brandmauer“, die CDU „auf ewig in Linkskoalitionen“ (mit der FDP?) „zu zwingen“; am Tag davor, ebenfalls auf welt.de, konstatierte Anna Schneider, die „Brandmauer gegen Rechtsaußen“ entpuppe sich „als ein Verhütungsmittel (sic! TS) gegen bürgerliche Politik“ und binde die CDU „fortlaufend an linke Koalitionspartner“ (SPD? Grüne?? - man weiß wirklich nicht mehr, wen sie damit meinen, aber vielleicht sind ja bereits alle Parteien, die nicht AfD heißen, „links“ ). Es ist entweder Bildungsferne oder Bosheit, welche diese Autoren vergessen lässt, dass es bürgerliche Politiker waren, welche die Nazis an die Macht brachten. Dass zu diesen auch ein deutschnationaler Verleger zählte, könnte erklären, warum es den Faschisten wichtig ist, mit ihren „Themen“ (die eigentlich nur eines sind: Rassimus) in der Presse präsent zu sein. TikTok sieht eben noch nicht jede*r.