Man selbst hat ja keinen Führerschein, also lässt man sich, wenn man reisen will oder muss, vom Lebensmenschen chauffieren. Der musste auf einer unserer Fahrten an einer roten Ampel hinter einem Porsche halten, einem dieser flachen Sportwagen, die das Objekt der Begierde von Jungs aller Altersstufen darstellen. Beim Halten begann der Fahrer damit, das Verdeck des Wagens aufzuklappen, ein Vorgang, der offenbar nur durchgeführt werden kann, wenn der Wagen hält, da der Porsche auch dann noch nicht losfuhr, als die Ampel längst auf Grün gesprungen war. Nun hatte es mein Fahrer zwar nicht allzu eilig, sah aber nicht ein, dass es nicht weiterging und hupte, worauf der Porschefahrer seinen Mittelfinger hoch- und in unsere Richtung reckte. Diese Geste wiederholte er, nachdem wir noch einmal gehupt hatten, dann aber schien der Verdeckversenkvorgang abgeschlossen zu sein und der Sportwagen brauste, als müsse er seine überlegene Motorkraft noch einmal beweisen, mit ca. 100 km/h über die immer noch grüne Ampel.
Wir mussten sehr lachen und setzten unsere Fahrt fort. Später aber, bereits im Hotel, erwähnte der Lebensmensch, dass ein früherer Freund als Dienstwagen ein ähnlich kraftvolles Gefährt fuhr und einmal erwähnt habe, es käme, gäbe er Gas, zu einer erectio penis (natürlich, das sei hier nicht verschwiegen, wurde ein kürzerer, deftiger Ausdruck verwendet), weswegen man sich schon fragen müsse, ob nicht die Gier nach Sportwagen Ausdruck sei einer Angst vor der Impotenz, da man zumindest beim Beschleunigen von 0 auf 100 km/h noch die eigene Virilität spüre – „Und der Mittelfinger“, ergänzte ich, „wäre demnach nicht primär ein Ausdruck der Feindseligkeit, die den Umgang der Autofahrer untereinander prägt, sondern eher der trotzige Hinweis auf die ps-supportete Performance in rebus sexualibus – !?“ „Da könnte was dran sein“, meinte der Lebensmensch.
Es ging im weiteren Verlauf des Abends dann aber nicht mehr um erigierte Mittelfinger.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!