Ein (fiktives) Interview mit Martin Lichtmesz (sezession.de) und Justus Wertmüller ( bahamas.org ). Alle kursiven Textteile sind Zitate der „Interviewten“.
Thomas Schweighäuser: Herr Wertmüller, Herr Lichtmesz, schön, dass das geklappt hat mit dem Interview, wenn auch nur per e-Mail. Wir wollen uns heute, auch wenn das bereits ein bisschen her ist und mittlerweile nur noch über Corona geredet wird, mit dem rassistischen Attentat von Hanau befassen. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Justus Wertmüller: Warum rassistisch? Der Mann war einfach schizophren.
Martin Lichtmesz: Ganz meine Meinung. Völlig plemplem.
Thomas Schweighäuser: Könnten Sie das vielleicht noch etwas erläutern?
Justus Wertmüller: Seine Opferauswahl – eine Shishabar hat er persönlich ausgespäht – verdeutlicht, dass Ausländerfeindlichkeit seine Objektwahl bestimmt hat. Auch wenn es wahrscheinlich ist, dass er seinen Rassenwahn im Zuge von Netzrecherchen auf den modernen Stand gebracht hat, besteht zwischen diesen Funden und der Mordtat kein kausaler Zusammenhang.
Thomas Schweighäuser: Das heißt, er hasste Menschen, die er für Ausländer hielt, hat ihre bevorzugten Treffpunkte ausgespäht, bevor er sie tötete, ist aber doch kein Rassist? Und was ist mit seinem Manifest, in dem er, nur als Beispiel, schreibt, „dass wir nun Volksgruppen, Rassen oder Kulturen in unserer Mitte haben, die in jeglicher Hinsicht destruktiv sind“?
Martin Lichtmesz: Inhaltlich ist das völlig trivial, wird faktisch durch Kriminalstatistiken gedeckt und entspricht der Erfahrung und den Sentiments vieler Deutscher.
Thomas Schweighäuser: Ich würde da doch eher von Ressentiments reden, die es ja auch zur Genüge im Internet gibt und die, behaupte ich mal, jemanden wie den Attentäter durchaus inspirieren können. Der hatte ja auch nichts anderes.
Justus Wertmüller: Natürlich gibt es Verrückte im Internet. Wer wüsste das besser als ich? Ähnlich verhält es sich mit rassistischen Welterklärungen und sich daran anknüpfenden Vernichtungsempfehlungen. Problematisch genug, dass man derartiges Material nie gänzlich indizieren kann, dennoch sind diejenigen, die es sich mit Befriedigung ansehen, mehr vom Reiz des Verbotenen und Unsagbaren fasziniert als vom Drang zur Nachahmung erfüllt. Im Grunde sind die Deutschen ein gutmütiges Volk, sagt ja auch der Jörg.
Martin Lichtmesz: Welcher Jörg?
Justus Wertmüller: Der Jörg Höcke.
Martin Lichtmesz: Ach, der Björn.
Justus Wertmüller: Genau, den meine ich.
Thomas Schweighäuser: Sie sehen also keine Bedrohung durch Rechte und Rassisten?
Martin Lichtmesz: Ich will Ihnen jetzt einmal was sagen: Wie schon im Fall Lübcke ist eine Psychose zweiter Ordnung ausgebrochen, allerdings eine kollektive, in der sich Journalisten und Politiker - vulgo die herrschende Klasse -, sekundiert von linksextremen "Rechtsextremismusexperten" austoben wie Triebtäter. Es ist das übliche Gebräu aus Infamie, Hysterie und Diffamierung, das jedesmal hochkocht, wenn sich wieder eine Gelegenheit bietet, die Angst vor der politischen Rechten zu schüren und sie mit Gewalt und Extremismus zu assoziieren.
Justus Wertmüller: Genau. Die Repräsentanten des antifaschistischen Deutschland operieren mit der schlichten Unterstellung, dass bestimmte tatsächliche oder gewähnte „Hassreden“ bereits die Mörder auf den Plan riefen, ohne auch nur zu versuchen, dafür Beweise vorzubringen. Wäre es so, dass Aufrufe zum Massenmord an Ausländern zum Repertoire von immer mehr öffentlich zugänglichen Internetauftritten gehörten, dass gleich Handlungsanweisungen mitgeliefert werden würden, dann ließe sich mit einigem Aufwand an Spekulation ein Zusammenhang zwischen der dann omnipräsent zur Gewalt anstachelnden rassistischen Agitation und der Objektwahl eines paranoid schizophrenen Täters herstellen.
Thomas Schweighäuser: Jetzt verstehe ich. Es müssen also schon konkrete Handlungsvorschläge vorliegen, es reicht nicht aus, dass man von „Umvolkung“ oder „großem Austausch“ schwadroniert?
Martin Lichtmesz: Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sagen, junger Mann. Auch wenn die Tat von Hanau kaum als "Terrorismus" ("Amoklauf" wäre passender) oder als ernsthaft "rechtsideologisch" inspiriert gewertet werden kann, so erscheint es mir unzweifelhaft, daß die innergesellschaftlichen Spannungen, die durch den Multikulturalismus und das fürwahr "verantwortungslose Experiment" erzeugt werden, noch etliche schlafende Hunde wecken und Zeitbomben aktivieren werden, die durchaus ins Gebiet der Psychiatrie fallen.
Thomas Schweighäuser: Und welche Rolle spielen dann diejenigen, die gegen den „Multikulturalismus“ agitieren? Wecken die nicht doch die Hunde und aktivieren die Zeitbomben?
Justus Wertmüller: Aber doch nicht in Deutschland, diesem linksgrünversifften Antifaparadies. Grundsätzlich anders wäre die Situation, wenn der Vernichtungswunsch gegen Angehörige einer bestimmten Gruppe Bestandteil der Sozialisation des Täters war, wenn sein gesamtes Umfeld ihn teilt, allgemein anerkannte und für sakrosankt erklärte ideologische Instanzen ihn bekräftigen und jeder Einspruch ungehört verhallt, weil er nicht aus der eigenen Ingroup, sondern einem verachteten und befeindeten Außen kommt. In diesem Fall verschwindet der Unterschied zwischen einem Verhaltensauffälligen und einem psychisch unauffälligen anderen Mitglied der gleichen Community.
Martin Lichtmesz: Ist das nicht eine perfekte Projektion und totalitäres "Guilty by suspicion"-Denken, in dem der Beschuldigte schon durch die Tatsache der Beschuldigung zweifelsfrei schuldig gesprochen wird, dem keine Chance gelassen wird sich gegen Aufwiegelung, Verantwortungsabwälzung, Instrumentalisierung zu wehren?
Justus Wertmüller: Ach was. Damit meine ich doch nicht, wie Sie, die Rechten. In diesem Fall, also der islamischen Feinderklärung gegen die Angehörigen von ungläubigen Köterrassen, verschwinden die Restbestände von Vernunft und Humanität, die als Korrektiv das Schlimmste verhüten können.
Thomas Schweighäuser: Das heißt also, das eigentliche Problem ist die Existenz von Moslems in Deutschland?
Justus Wertmüller: Der anklagende Verweis auf die Glaubensartikel und Indoktrinationspraktiken einer abgeschlossenen und gegenüber nicht Dazugehörigen feindseligen Gemeinschaft müsste Anlass für rigoroses repressives Eingreifen sein.
Thomas Schweighäuser: Sie meinen „das schlechte Verhalten bestimmter Volksgruppen, nämlich von Türken, Marokkanern, Libanesen, Kurden“?
Justus Wertmüller: So meine ich das, wenn ich es auch anders formuliere würde. Das klingt zu wenig nach Adorno.
Thomas Schweighäuser: Das stammt ja auch vom Attentäter.
Justus Wertmüller: Was unterstellen Sie mir? Sehe ich aus wie Rassist?
Thomas Schweighäuser: Das weiß ich nicht, ich sehe Sie ja nicht.
Justus Wertmüller: Eben.
Martin Lichtmesz: Werde ich hier noch gebraucht?
Thomas Schweighäuser: Nein, eigentlich nicht. Ich glaube, ich weiß jetzt Bescheid.
Justus Wertmüller. Vielleicht nicht über alles. Sollen wir‘s ihm sagen?
Martin Lichtmesz: Das weiß er vielleicht schon.
Thomas Schweighäuser: Was denn?
Justus Wertmüller: Na, dass „Bahamas“ demnächst als Beilage zur „Sezession“ erscheint.
Thomas Schweighäuser: Also das wundert mich jetzt…
Martin Lichtmesz: Eines müssen wir aber noch klären…
Thomas Schweighäuser:... nicht. Was denn?
Justus Wertmüller: Also der Götz, der Herr Kubitschek, dem gefällt der Titel nicht so, der meint, der Götz, das hört sich an wie ein Negermagazin. Wir bleiben aber standhaft, und bestehen…
Thomas Schweighäuser: Auf „Bahamas“?
Justus Wertmüller: ...auf einer Insel. Wir schlagen „Helgoland“ vor.
Martin Lichtmesz: War mal britisch.
Justus Wertmüller: „Krautsand“?
Martin Lichtmesz: Schon besser.
Thomas Schweighäuser: Meine Herren, ich bedanke mich für dieses Interview.