Unterwerfungserwartung als „Servicementalität“ – ein weiterer Seitenblick auf die Klassengesellschaft

Man sucht eine Unterkunft an der Nordsee, weil man dahin, wo man noch nie gewesen ist, auch einmal reisen will, und stößt bei der Bewertung eines Hotels auf die Kritik, es mangele dort an der „Servicementalität“. Als Beispiel wird eine Mitarbeiterin an- oder vorgeführt, die es versäumt habe, in ihrer Zigarettenpause den Bewerter zu grüßen. Was den antreibt, sich darüber zu beschweren, ist der Wunsch, dass man für das Geld, das man für die Bewirtung (Übernachtung mit Frühstück, Nutzung von Sauna und Schwimmbad) ausgegeben hat, die Servilität des Personals miteinkauft, das selbst dann, wenn es sich eine Pause gönnt, den Gast, der sich für wichtig genug erachtet, nicht nur erkennen, sondern gefälligst auch grüßen soll. Denn er, der Gast, möchte für das Geld, das er für seinen ebenso teuren wie temporären Aufstieg innerhalb der Klassengesellschaft bezahlt hat, ein klares Signal der Servicekraft erhalten, dass sie diesen Aufstieg registriert, auch wenn sie sich eine Zigarettenlänge lang eine Auszeit von ihrem Scheißjob gönnt. Wer mich fragt, wie man diese peinliche Haltung abschaffen kann, so empfehle ich als einfachste Lösung die Beendigung der Klassen- und die Einführung der klassenlosen Gesellschaft. Das kann so schwer ja nicht sein.

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stuxnet

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