(ein leicht abgewandelter Klassiker)
In Deutschland gibt es mittlerweile zu jedem Diskurs eine rassistische Lesart: Wenn die Schüler in den Schulen das Falsche oder zu wenig lernen, liegt es daran, dass immer mehr von ihnen einen „Migrationshintergrund“ haben, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum wird nicht mit der Gier der Immobilienbesitzer assoziiert, sondern - ebenso wie der wachsende Antisemitismus oder die immer noch virulente Homophobie – mit dem Zuzug von Fremden.
Seit Wochen wird nun in der Presse und in den asozialen Medien behauptet, dass stets "Ausländer" oder Menschen mit Zuwanderungsgeschichte dafür verantwortlich seien, wenn es in Freibädern zu Auseinandersetzungen komme. Auslöser dieser Kampagne waren Vorfälle wie im Columbiabad Neukölln, bei denen sich Jugendliche stritten. Es rückten Polizisten an, trennten die Streitenden und schlossen das Bad. Im Anschluss an diesen Vorfall fehlte in kaum einem Bericht der Hinweis darauf, es habe sich um „türkisch“ oder "arabisch" aussehende Jugendliche gehandelt, auch wenn bei den wenigsten von ihnen Personenkontrollen durchgeführt wurden. Aber bei der Analyse von Herkunftsmerkmalen waren deutsche Polizisten immer schon führend.
Nancy Faeser forderte daraufhin, die Polizeipräsenz in den Freibädern zu erhöhen. Auf den Gedanken, die Zahl der Freibäder zu erhöhen, kam niemand. Dabei ist seit 2000 ein Zehntel aller öffentlicher Bäder in Deutschland geschlossen worden. Hinzu kommt der Umbau vieler Badeanstalten zu teuren – und trotzdem defizitären – Spaßbädern, die sich Menschen mit geringem Einkommen nicht leisten können. Anders gesagt: die Schließung von Freibädern ist ein Krieg gegen die Armen, die sich damit abzufinden haben, dass ihnen immer weniger öffentliche Flächen zur Verfügung stehen. Um von diesem Skandal in einem der reichsten Länder Europas abzulenken, wird der rassistische Diskurs geführt, welcher Aggressionen, die sich aus der Überfüllung ergeben, mit der Herkunft der Badegäste erklärt. Als einzige Reaktion kennt er nur den Einsatz von immer mehr Polizisten und immer mehr Sicherheitskräften.