"Deutschland verdummt" heißt das Buch, das ich im Tausch für eine Doublette der exzellenten Novelle "Herr von Oe" von Günther Rücker aus dem Bücherschrank zog. Der Autor aber, ein gewisser Michael Winterhoff, behandelt nicht die Verblödung durch social media, Bild oder AfD, sondern positioniert sich gegen kompetenzorientiertes Lernen, Aufklärungsunterricht (vor dem er selbst 14- oder 15jährige bewahrt sehen möchte, die würden gar nicht so häufig den Geschlechtsverkehr ausüben, wie gemein behauptet werde) und anderes, was ihn am Bildungswesen so stört. Nach kurzem Querlesen legte ich das Buch zur Seite und hätte es wieder dorthin gebracht, wo ich es hergeholt hatte, wären mir nicht auf einigen Seiten drohende handschriftliche Eintragungen (mit Rotstift!) aufgefallen, die davor warnten, Kinder "krank" zu machen oder sie der "Frühsexualisierung" auszusetzen, und die auch auf eine Internetseite zur "Germanischen Heilkunde" hinwiesen, also zu einem ziemlichen Nazischmarrn, den ich nicht weiterverbreiten wollte. Also leistete ich meinen bescheidenen Beitrag zur cancel culture und brachte das Buch zur Papierpresse des Wertstoffhofs. Das Gefühl war erhebend.
Und überhaupt - "Germanische Heilkunde". Das kann doch nichts sein. Die sind doch ausgestorben.