Ich sei, so las ich vor einigen Wochen über mich, ein „Islam-Versteher“ oder ein „Islam-Apologet“, evtl. auch ein Anhänger eines obskuren „Islam-Appeasements“ (was immer das sein mag, über diesen Begriff könnte man glatt einen gesonderten Artikel schreiben).

Dies hat mich denn doch etwas verwundert, da ich nun keineswegs ein religiöser Mensch bin und mit den Merkwürdigkeiten, zu denen die Metaphysik ihre Anhänger zwingt, wenig anzufangen weiß. Ich fragte mich also, was den Autor, der auf diversen Blogs schreibt, zu dieser Ansicht veranlasst haben könnte und stieß dabei auf einen meiner Kommentare, in dem ich in einem der erwähnten Blogs mein Entsetzen über einen Kommentator äußerte, der meinte, man solle mit hier lebenden Muslimen, mit deren Verhalten man nicht einverstanden sei, folgendermaßen verfahren: „Man muss sie ja nicht gleich töten, aber verjagen, oder ihnen das Leben hier möglichst schwer machen.“

In diesem Satz manifestierte sich die alte deutsche Lust an der Schikanierung von Minderheiten, die auch vor Deportationen und Mord nicht zurückschreckt, und wenig sprach dafür, dass diese Äußerung nicht ernst zu nehmen war. Und was immer man von religiösen Fanatikern halten mag – mir selbst sind sie zutiefst zuwider – so sind Spekulationen darüber, ob alle, die man dafür hält, für vogelfrei erklärt werden können, Ausdruck genau der Barbarei, derer man sie verdächtigt. Es handelt sich – und es ist ebenso traurig wie bezeichnend, dass man dies Menschen, die sich als Verteidiger der Werte des „freien Westens“ begreifen, erklären muss – um gleichberechtigte Mitbürger unserer Gesellschaft, Formulierungen wie „Islam-Versteher“ aber machen sie zu Angehörigen einer feindlichen Macht, denen jegliches Verständnis verwehrt bleiben muss, ja mehr noch: die als Menschen einer eigenen Kategorie gesehn werden, die per se – und nichts anderes beschreibt der Begriff „Islam-Apologet“ – als schuldig gelten müssen, denen mit Misstrauen und Hass begegnet werden darf, an denen man also seine niedrigsten Regungen getrost austoben darf. Dass man solchen Menschen bereits als „Islam-Versteher“ gilt, wenn man Spekulationen über die Ermordung seiner Mitbürger für barbarisch hält, verwundert also kaum.

Gleichzeitig veröffentlicht auf dem Blog "angenehm und widerwärtig zugleich"

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Basilisk

Basilisk bewertete diesen Eintrag 13.11.2021 18:02:17

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