Und wieder gibt es einen neuen Beitrag zu diesem Thema, einsehbar hier:
https://www.fischundfleisch.com/reality4u/lebenslange-corona-immunitaet-72425
der unter Debunk the Funk gehört.
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Danke!
In diesem Beitrag wird durch folgendes Paper
https://www.nature.com/articles/d41586-021-01557-z
suggeriert, dass eine COVID19 Infektion langlebige Immunität erzeugt und dass eine Impfung unnötig sei.
Zunächst handelt es sich bei dem zitierten Paper um keine Studie, sondern "News and Views", es ist also keine "Zusammenfassung" sondern lediglich eine editoriale Ankündigung zweier anderer Papers.
Warum interpretiert der Autor nicht die Originalstudien? Warum zitiert der Autor nicht auch andere Studien? Ganz einfach. Weil die Originalstudien seine Schlußfolgerungen nicht unterstützen.
Eines der Papers, Turner et al. ist eine reine in vitro Studie, die die Schlüsse des Autors nicht zuläßt, weil es eine reine in vitro Studie ist.
Das zweite Paper, Wang et al. testete 63 rekonvaleszente Individuen, 41% davon mit mRNA Impfungen. Zitat Resultate: "In the absence of vaccination antibody reactivity to the receptor binding domain (RBD) of SARS-CoV-2, neutralizing activity and the number of RBD-specific memory B cells remain relatively stable from 6 to 12 months. Vaccination increases all components of the humoral response, and as expected, results in serum neutralizing activities against variants of concern that are comparable to or greater than neutralizing activity against the original Wuhan Hu-1 achieved by vaccination of naive individuals2,5–8".
In anderen Worten, eine Impfung erhöht die Immunität auch in Rekonvaleszenten. Also nichts von nicht nötig.
Aber wie schaut das ganze epidemiologisch aus?
Turner et al. zitiert folgende Studien:
Zunächst: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.11.18.20234369v1
in der 12219 Angestellte im Gesundheitssektur über 6 Monate beobachtet wurden. Kurz zur Charakteristik dieser Studie: Studeingröße: 12219 Personen.
Dauer: 6 Monate:
Schlussfolgerung: Zitat: "Prior SARS-CoV-2 infection that generated antibody responses offered protection from reinfection for most people in the six months following infection. Further work is required to determine the long-term duration and correlates of post-infection immunity."
Die adjusted rate ratio war Zitat: "adjusted rate ratio 0.24 [95%CI 0.08-0.76, p=0.015])"
Diese Zahl ist wichtig. Nicht nur, dass das Konfidenzintervall nicht Null enthält, es geht mit 0.76 auch relativ hoch hinauf. Das heißt, dass Rekonvaleszente lediglich ein geringeres Erkrankungsrisiko haben, aber nicht völlig immun sind.
Eine zweite zitierte Studie, nämlich SIREN (https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(21)00675-9/fulltext) kommt zu ähnlichen Ergebnissen.
Fazit: Geringeres Erkrankungsrisiko, aber bei weitem keine 100%ige Immunität wie das z.B. nach Masern der Fall ist.
Ausserdem haben beide Studien als Hauptschwäche die relativ kurze Dauer, nämlich 6 Monate und die geringe Probandenanzahl.
Wie sieht die Situation nach 12 Monaten aus? Dazu gibt es noch kaum epidemiologische Studien, allerdings mag folgendes Paper dazu beitragen die Situation bewerten zu können:
https://www.thelancet.com/article/S0140-6736(21)00183-5/fulltext
In dem Paper wird die massive zweite Welle in Manaus beschrieben, die 10 Monate nach der ersten erfolgte - trotz einer *nachgewiesenen* Durchseuchung von 75% folgte. Eine Durchseuchung von 75% ist bereits an der Schranke zur Herdenimmunität.
Wenn eine überstandene Infektion mit COVID19 dauerhaft immunisiert, hätte diese Welle nie stattfinden dürfen. Hat sie aber. Ich habe den Autor dieses Blogbeitrags schon fast ein Dutzend Mal gefragt wieso es in Gebieten mit nachgewiesen hoher Durchseuchungsrate (bis zu 75% Erkrankte) ca. 10 Monate nach der ersten Welle eine *massivste* zweite Wellen gab. Einer Antwort ist der Autor bis jetzt ausgewichen. Warum wohl?
Dazu kommen noch folgende Tatsachen:
1) Es gibt keine Krankheit, gegen die ohne Impfung Herdenimmunität erreicht worden ist. Das macht evolutionär auch Sinn, da kein Virus sich selbst ausrottet, was durch langanhaltende Herdenimmunität der Fall wäre.
2) Eine hohe "natürliche" Durchseuchung führt zwangsläufig zu einem hohen Preis an Toten, in fast allen Altersgruppen, wie EUROMOMO klar zeigt.
3) Wie gerade die ansteigenden Fälle in Großbritannien zeigen sind wir von einer Herdenimmunität noch weit entfernt.
4) Ob es eine dauerhafte Immunisierung gegen COVID19 gibt wissen wir schlicht (noch) nicht, werden es aber im Herbst sehen.
Fazit: Der Beitrag ist grob irreführend, in Teilen falsch und cherry picking. Das Resultat der Analyse eines Dunning-Krüger Twits. Nicht drauf hören.
Update: Der Autor hat nun die Frage beantwortet:
"Dass Brasilien (Manaus) das Opfer der geldgeilen PharmaIndustrie wurde und als Versuchslabor für alle Impfsuppenhersteller gedient hat habe ich Dir mehrfach geschrieben, Du wolltest es aber nicht hören."
und weiter: "Bevor jetzt wieder jemand *Manaus* erwähnt, dort hat sich die gesamte Impfstofferzeugende Industrie ausgetobt und billigst Versuche an Menschen durchgeführt. Daher ist Manaus bestens als abschreckendes Beispiel für die Folgen von *Impfungen* geeignet."
und weiter, in einem wörtlichen Zitat aus der Tagesschau (!!!): "In Brasilien testen alle großen Hersteller ihre Corona-Impfstoffe, weil sie dort ein ideales Umfeld vorfinden: viele Ansteckungen, viele Freiwillige - und günstige Testbedingungen."
und weiter: "Dass sie Brasilien ausgewählt haben, liegt zum einen an den renommierten staatlichen Instituten Butantan und Fiocruz, mit denen einige Hersteller bei der Impfstoffentwicklung und -produktion kooperieren."
Brasilien ist groß. Leider hat der Autor vergessen zu erwähnen *wo* da getestet wurde. Unter anderem in Sao Paulo. Weder Butantan noch Fiocruz sitzen auch nur in der Nähe von Manaus. Das eine sitzt in Sao Paulo, das andere in Rio de Janero.
Ausserdem müsste der Autor dann erklären wieso bei einer Durchschnitsstudengröße von mehreren der Effekt auf eine 2 Mio Stadt so durchschlagend wäre, was er natürlich icht kann.
Irreführend und biologisch absolut unplausibel, vor allem erklärt es nicht wieso zweite Wellen auch in anderen Gebieten mit mit hoher Seroprävalenz beobachtet wurden.
Fazit: Der Autor hat nicht die leiseste Ahnung wovon er schreibt.
Weiteres Update: Auf den Vorhalt, zur Zeit sterben täglich weltweit 8000 Menschen beim Erwerb dieser "natürlichen" Immunität kam folgende Antwort: "Tja, so ist das Leben.
Menschen sterben. Täglich. Immer wieder."
Menschenverachtender geht es nicht mehr.