Der Journalist und Islam-Reformer Amer Albayati warnt seit vielen Jahren vor den Gefahren des Islamismus in Österreich und Europa. Damit geriet er ins Fadenkreuz von IS-Kämpfern. Am 4. April präsentiert er sein Buch „Auf der Todesliste des IS“ in Wien.

Mit seinen islamkritischen Publikationen hat Amer Albayati die Aufmerksamkeit von IS-Kämpfern auf sich gelenkt, mit fatalen Folgen: „2014 wurden die bis dahin vage gehaltenen Drohungen lebensbedrohlich. … Es waren keine fadenscheinigen Drohungen, sondern Todesurteile aus Syrien von dorthin ausgewanderten blutrünstigen IS-Kämpfern“, berichtet der Autor (S. 23). Albayati wurde viele Monate von Wega und Cobra beschützt und musste in der Zeit eine kugelsichere Weste tragen.

Nachdem jene Terroristen, die Albayati bedroht haben, mittlerweile umgekommen sind, kann der Autor wieder relativ sicher leben, doch grundsätzlich kritisiert er: „Die Antiterror-Gesetze geben den Behörden zu wenig Handhabe, um Leute, die zu solchen illegalen Mordhandlungen aufrufen, nachhaltig hinter Gitter zu bringen. Erst nach verübter Tat können Verhaftungen erfolgen. Dann ist es aber für das Opfer stets zu spät.“ (S. 25)

Albayati, 1942 geboren, litt schon als Jugendlicher unter der religiös motivierten Heuchelei , obwohl seine Heimatstadt Bagdad „damals eine prächtige Hauptstadt“ (S. 31) war, „niemand trug Kopftücher“ (S. 35). „Das Zusammenleben mit Christen und Juden war völlig problemlos.“ (S. 40) Amer Albayati studierte in Berlin und weigerte sich, die für ihn vorgesehene Cousine zu heiraten. In den 1970er Jahren war er Regisseur im irakischen Fernsehen. 1980 entzieht er sich dem Krieg zwischen Iran und Irak, es gelingt ihm die Flucht nach Wien.

Der Autor sieht die Ursprünge des Islamismus in der Muslimbruderschaft und deren radikal-politischen Auslegung des Islam. Er kritisiert die österreichische Politik, die den Einfluss der Muslimbrüder in der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) nicht verbieten sondern sogar befördern. So gibt das 2015 beschlossene Islamismus-Gesetz der IGGiÖ Vollmachten bei der Auswahl der Religionslehrer, die dann vom österreichischen Staat bezahlt werden.

Albayati: „Der radikale und salafistische Islam wird dadurch mit offizieller Hilfe in Österreich und Europa zunehmend salonfähig gmeacht.“ (S. 123) Und: „Durch ihre radikale Positionierung hat die IGGiÖ kein Mandat zur religiösen Vertretung von Muslimen, gleich welcher Glaubensrichtung.“ (S. 144).

Das Buch ist in weiten Teilen ein Plädoyer für einen liberalen Islam: „Wir brauchen einen Islam europäischer Prägung.“ (S. 28) „Ohne Islam-Reform gibt es keinen Fortschritt.“ (S. 155) „Wir brauchen ein Islamverständnis, das auf Gleichberechtigung und nicht auf Tabuisierung der Sexualität und Geschlechtertrennung basiert. Wir brauchen ein Islamverständnis, das ohne Wenn und Aber für Demokratie und Menschenrechte steht.“ (S. 197)

Die Gretchenfrage lautet freilich: wie lässt sich dieses Ziel erreichen? Vielleicht kann Amer Albayati bei der Präsentation seines Buches diese Frage beantworten.

Amer Albayati

Auf der Todesliste des IS

Seifert Verlag, Wien, 2016

ISBN: 978 3 902924 54 4

Buchpräsentation am Montag, 4. April 2016, um 18.00 Uhr in Wien

Anmeldung: office@thurnhofer.cc

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Marian Eisler

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