Die schlechte Nachricht zuerst: einer von vier Carsharing-Anbietern hat sich zu Jahresbeginn aus Wien zurückgezogen. Die gute Nachricht: seit Juni ist ein neuer Anbieter in Österreich und damit auch ein neues Geschäftsmodell.
Meine persönliche Auto-Biografie ist relativ schnell erzählt. Mein erstes Auto kaufte ich 1994 – einen gebrauchten Espace. 2001 leistete ich mir einen weniger gebrauchten Voyager, den ich 2012 um 400 Euro verkaufte, wobei noch Sprit im Wert von 50 Euro im Tank war. Seither lebe ich frei und flexibel, sicher und günstig mit Carsharing. Nun hab ich immer gut gewartete, wahlweise kleine und größere Autos zur Verfügung und bei Bedarf einen Lieferwagen. Um Versicherung, Reparaturen, Services, Pickerl und Parkplatz brauch ich mich nicht zu kümmern. Dazu hab ich noch das Glück, dass sich eine Carsharing-Station in der gleichen Straße befindet in der ich wohne und zwei Stationen mit Kastenwägen in kurzen Entfernungen zur Galerie.
Wenn ich für die Fahrt auf eine Kunstmesse mal eine längere Strecke und eine Woche lang unterwegs bin, so kann schon ein größerer Betrag fällig werden. Aber dafür hab ich auch immer die volle Kostenwahrheit und komme nicht in Versuchung mir die Fahrtspesen klein zu rechnen. Man neigt ja beim Auto zum Selbstbetrug, weil es nicht nur eine bestimmte Funktion hat, sondern auch für Freiheit (wenigstens Bewegungsfreiheit) und Prestige (zumindest bei manchen Marken) steht. Carsharing führt somit zum bewussteren Umgang mit Mobilität. Man muss längerfristig planen und man bekommt monatlich die Rechnung für die vollen Kosten. Und die sind allemal günstiger als bei einem eigenen Auto.
Ernst Zdrahal www.thurnhofer.cc
Car2go mit 700 Autos in Wien, DriveNow 500, Zipcar 130 und optimistisch geschätzt 670 privat geteilte Autos – das sind 2.000 Sharing Cars in einer Stadt mit bald 2 Millionen Einwohnern. Oder gerade mal 0,3 Prozent von insgesamt 683.000 Pkw in Wien. Davon sind 80.000 Zweitwagen, die durchschnittlich nicht mehr als 7.400 Kilometer pro Jahr zurück legen. Diese ernüchternden Zahlen geben keinen Anlass zum Optimismus für eine leuchtende Zukunft von Carsharing, zumal die Anzahl der Pkw in den letzten zehn Jahren um 4,2 Prozent gestiegen ist. Aber diese Zahlen vermitteln auch einen Eindruck davon, welches Potenzial noch in Carsharing steckt.
Mehr über die Anbieter und ihre Geschäftsmodelle siehe www.thurnhofer cc