Der Sammler und emeritierte Wirtschaftsprofessor Franz Wojda hat ein Buch vorgelegt, mit dem er beabsichtigt „Erfahrungen, aber auch die Leidenschaft für zeitgenössischen Kunst mit meinen wissenschaftlichen Methoden zu einem 'ganzheitlichen Ansatz' zur Beschreibung der Kunstwirtschaft zusammenzuführen und daraus einen systematischen Zugang zum Sammeln zu entwickeln. … Dabei sollen die Zusammenhänge und Abhängigkeiten in der Kunstwirtschaft verständlich gemacht werden und im Besonderen soll eine Art Handlungsanleitung zum Sammeln entwickelt werden.“ (13).
Franz Wojda ist mit Sicherheit ein enthusiastischer Sammler. Leider kommt dieser Enthusiasmus in den akademisch gehaltenen Ausführungen des Autors nur selten zum Durchbruch. „Während der Einstieg in das Sammeln ein sehr naiver war, hat sich mit 'learning by doing' und meinem methodischen Zugang beim Sammeln eine durchaus abgerundete und auch fokussierte Sammlung entwickelt.“ (S. 12) Mit diesem „Outing“ ist der Gipfel an Emotionalität bei Wojda bereits überschritten. Es folgen objektiv nachvollziehbare, aber subjektiv für Sammler oder jene die es werden wollen, kaum verwertbare Feststellungen:
z.B. „Dass später Personen aus dem Kunstpublikum über erste Käufe zum Sammler aufsteigen, kann sein, muss aber nicht.“ (S. 22)
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z.b. „Derzeit entspricht der Kunstmarkt keinesfalls den rechtlichen Anforderungen einer Anlagekategorie – er hat deutliche Schwächen im Bereich der Regulierungsstruktur, der Verfügbarkeit von Information und des Eigentumsrechtes“ (S. 200)
Insbesondere das letzte Zitat ist nicht dazu angetan, jene, die noch nicht sammeln, zu motivieren mit dem Sammeln zu beginnen. Damit stellt sich die Frage, welche Zielgruppe Franz Wojda mit seinem ganzheitlichen Ansatz eigentlich erreichen will. Eine Handlungsanleitung zum Sammeln, insbesondere für jene die sie wirklich brauchen würden, kann ich hier nicht finden. Doch wer könnte so eine Anleitung eigentlich brauchen?
Laut World Wealth Report von Capgemini (zitiert nach presse.com) gibt es in Österreich 114.200 Millionäre. Das Portal kunstsammler.at hat rund 120 Sammerprofile publiziert – nach fünf Jahren Recherche! Somit sind maximal ein Promille Millionäre auch Kunstsammler. Wenn ich weiter annehme, dass der gesamte österreichische Kunstmarkt nicht mehr als 25.000 potenzielle Käufer hat, so frage ich mich: was kann Franz Wojdas ganzheitlicher Ansatz dazu beitragen, lediglich ein weiteres Promille der potenziellen Käufer und der real existierenden Millionäre zu Sammlern zu machen? Die Antwort findet sich leider nicht in Wojdas Buch. Dazu bietet es weder Anregungen noch Argumente.
Franz Wojda
Das Sammeln zeitgenössischer Kunst. Ein ganzheitlicher Ansatz
Verlagfür moderne Kunst und die Autoren, 2015
ISBN 978-3-903004-66-5