Warum hab ich bei jeder Geburtstagsfeier das fatale Gefühl, dass ich auf einem Begräbnis bin? Es liegt wohl an den Blumen. Genauer gesagt an den chemischen Konservierungsstoffen, die dem Blumenberg entströmen und der Galerie die unverwechselbare Aura einer Aufbahrungshalle verleihen. Aber so ein Geburtstag hat auch seine guten Seiten, denn damit machen die Floristen in einem Umkreis von zweieinhalb Kilometern an einem einzigen Tag mehr Umsatz als die Galerie in einem ganzen Jahr.

Hubert Thurnhofer www.kunstsammler.at

Obwohl ich mit zunehmendem Alter unseren angestammten Traditionen gegenüber immer toleranter werde, aufgrund progressierender Senilität oder wachsender Weisheit – das möge der Leser entscheiden, kann ich immer noch nicht nachvollziehen, was die Leute so an Geburtstagsfeiern erfreut.

Ich verstehe, wenn man ein Jubiläum wie das 20-jährige Überleben meiner Galerie feiert. Das ist wahrhaftig eine Leistung, die eine Jubiläumsfeier verdient hat. Aber was war meine Leistung bei meiner Geburt? Ich würde mal sagen, dafür gebührt vor allem meiner Mutter Anerkennung und Würdigung. Wenn meine Mutter sechs Mal im Jahr Geburtstag feiert, finde ich das verständlich. Und da darf sie – trotz Prägung mit dem katholischen Bescheidenheitsstempel – auch einmal, nein jedesmal, ein bisserl stolz sein.

Für mich bleibt bei jedem Geburtstag nur eine Gewissheit: die Stunde meines Todes ist wieder exakt um ein Jahr näher gerückt. Geburtstag ist somit Begräbnis auf Raten. Ich will nicht lamentieren, aber eine BITTE darf ich hoffentlich äußern: wenn du, lieber Leser, nur einen Funken Mitleid mit mir verspürst, so schenke MIR, bittebitte, nie wieder Blumen, sondern schenke DIR selbst ein gutes Buch. Am besten ein Buch, das ich geschrieben habe. Und wenn´s ein bisserl mehr sein darf, schenk dir ein Bild. Am besten ein Bild, das in meiner Galerie zum Verkauf angeboten wird.